Selbst Tennismuffel kommen auf ihre Kosten

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_sabrina_ Avatar

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Carrie Soto war vor allem in ihrer 20ern eine sehr erfolgreiche Tennisspielerin, holte die meisten Grand Slams, führte die Weltrangliste an. Eine Knieverletzung ließ sie ihrer Karriere beenden, bis zu dem Tag, als sich eine junge Britin anschickt, ihr den Rekord zu nehmen. Carrie entscheidet mit ihren Vater, dass es Zeit für ein Comeback ist und Carrie den Rekord weiterhin halten soll. Ein großes Ziel, für das Carrie einige Opfer bringen muss…

Ich bin kein Tennisfan – ich glaube, dass ich in meinem ganzen Leben noch nicht genug Ausschnitte und Szenen gesehen habe, die in Summe auch nur ein Match ergeben würden, aber Carrie Soto hatte mich direkt am Wickel. Sie ist eine extrem ehrgeizige und dabei auch unsympathische Sportlerin, die für Tennis lebt. Sofort hatte ich das Gefühl eine Art Dokumentation zu verfolgen, über jemanden, den man vielleicht nicht wirklich mag, aber der einem dennoch Respekt abringt. Carrie wird von den Medien verunglimpft – sie macht weiter. Das Knie zwickt – sie macht weiter. Sie liegt hinten – sie macht weiter.

Von der Autorin hatte ich bis dato noch kein Buch gelesen, aber ich werde sie mir merken, denn der Schreibstil und die Gestaltung dieser Geschichte haben mir wirklich gut gefallen. Die Matches fand ich grandios und spannend, auch wenn ich manchen Fachbegriff nicht kannte, so entstanden dennoch Bilder in meinem Kopf. Auch der ganze Tenniszirkus wird aus meiner Sicht gut, authentisch und kurzweilig dargestellt. Das erscheint mir aus meiner Laiensicht sehr gut recherchiert – wie das ausgewiesene Tennisfans beurteilen kann ich natürlich nicht sagen. Für mich waren der Medienzirkus, der Konkurrenzkampf, die Vermarktungsaspekte etc. auf jeden Fall realistisch dargestellt. Es fühlte sich für mich oft so echt an, dass ich manchmal fast vergessen hätte, dass die ganze Geschichte fiktional ist.

Es ist auch nicht der von mir leise befürchtete Liebesroman geworden – ja, das Thema spielt in die Geschichte rein, ist aber nicht dominierend – sondern die gelungene fiktive Romanbiografie einer beeindruckenden Frau und Lebensleistung. Auch das Thema (Tennis-)Familie ist hier gut eingebunden.

Man muss Tennis, nicht einmal Sport mögen, um dieses Buch zu lesen. Einzig Interesse an einer Sportlerbiografie sollte man schon mitbringen. Carrie Soto bietet dann mit ihren vielen Facetten schon genug Unterhaltung. Das einzige was mich manchmal ein wenig irritierte, war wahrscheinlich der Übersetzung geschuldet, aber es gab ein paar holprigen Momente, die meinen Lesefluss kurz beeinflussten, aber das war unterm Strich nicht so dramatisch, daher vergebe ich gerne vier Sterne.