Spiel, Satz und Sieg

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rinoa Avatar

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Ich mag Tennis wirklich gerne (passiv, gespielt habe ich nur als Kind ein paar Mal), aber nachdem ich den Klappentext gelesen hatte dachte ich: Okay, ein Buch über Tennis…? Und das kann interessant sein? Doch dann war ich neugierig, habe angefangen zu lesen und konnte plötzlich gar nicht mehr aufhören. Und ja, ein Buch über Tennis kann interessant sein. Denn es geht auch noch um viel mehr, um Freundschaft, Liebe, mit Verlusten und Niederlagen umzugehen, den Erfolgsdruck, die Schattenseiten des Ruhms und darum, wie toll und wichtig es ist, das tun zu können, was man liebt.

Carrie Soto war die erfolgreichste Tennisspielerin aller Zeiten, als sie mit Anfang 30 ihre Karriere beendete. Fünf Jahre später muss sie live mitansehen, wie Nickie Chan in punkto gewonnene Grand-Slam-Siege mit ihr gleichzieht. Gemeinsam mit ihrem Vater und Trainer Javier beschließt sie, für ein Jahr zurückzukommen, um sich den (alleinigen) Rekord zurückzuholen.

Erzählt wird aus Sicht von Carrie (in Ich-Form), immer wieder unterbrochen von Zeitungsausschnitten und Interviews über das aktuelle Sportgeschehen (im Jahr 1995, in dem das Buch hauptsächlich spielt). Zunächst begleitet der Leser Carries Vater vierzig Jahre zuvor in die USA, wo er beginnt als Tennistrainer zu arbeiten, und kann ihre Anfänge im Tennissport verfolgen. Danach beginnt dann die Geschichte ihres Comebacks, quasi abschnittsweise aufgeteilt in die vier Grand-Slam-Turniere des Jahres.

Ich muss gestehen, Carrie hat es mir wirklich nicht leicht gemacht, sie zu mögen (was ihr sicher völlig egal wäre). Sie ist wahnsinnig ehrgeizig und hat keine Empathie oder so etwas wie ein Gespür für andere Personen. Ihre Gegner betrachtet sie als Feinde, die es zu vernichten gilt.
Und obwohl mir Carries Charakterzüge wirklich größtenteils absolut fremd sind, hat es die Autorin geschafft, mir diese nahezubringen und dadurch Carries Wesen und ihr Verhalten nachvollziehbar zu machen.

Mehr noch, obwohl ich ihre Art teilweise fast schon abstoßend fand, kam ich nicht umhin, sie für ihren Kampfgeist und das Sich-Quälen-Können (mir ebenfalls fremd) zu bewundern und ich begann im Laufe der Lektüre, regelrecht mit ihr mitzufiebern und habe am Ende sogar wirklich gehofft, dass sie es schafft, ihren Rekord zurück zu holen und irgendwie Frieden mit sich (und mit Niederlagen) zu schließen.

Denn obwohl es vordergründig wirklich sehr viel um Tennis, Training, Matchpläne, Taktik, Statistiken etc. geht, ist das eben noch längst nicht alles und die Botschaft dahinter hat mich wirklich berührt. Ich war sogar fast ein bisschen traurig, als es schließlich zu Ende war, denn ich hätte Carrie tatsächlich gerne auch noch länger begleitet.

Mir hat „Carrie Soto is Back“ (im Übrigen mein erstes Buch der Autorin) wirklich sehr gut gefallen. Auf jeden Fall eines meiner Highlights in diesem Jahr.