Taylor Jenkins Reid hat es wieder geschafft - Carrie Soto - Eine Kriegerin, die wieder das Kampffeld betritt

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sophieslesewelt Avatar

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Nachdem Evelyn Hugo mich schon zu Beginn des Jahres wirklich gefesselt hat, habe ich mich in die Geschichte rund um Carrie Soto und ihrer Tenniskarriere verliebt.
Jedes Spiel hat seinen Preis. Und Carrie ist bereit, alles zu riskieren. Wird sie gewinnen?
Diese Frage, die scheinbar einen wesentlichen Kern der Geschichte darstellt, ist doch nur eine der vielen Facetten, die dieses Buch zu einem besonderen Leseerlebnis gemacht haben. Carrie Soto ist eine unglaublich facettenreiche Person und manchmal musste ich mir dabei ins Gedächtnis rufen, dass es sich bei ihr um eine fiktive Person handelt und man ihre Spiele gar nicht anschauen konnte. Ich habe mir nie vorstellen können, dass ein Roman über eine Tennisspielerin mich so fesseln könnte. Ich hätte so gerne die Tennisspiele zwischen ihr und Chan oder Cortez verfolgt und Taylor Jenkins Reid hat die Spiele unglaublich spannend geschildet – man hatte das Gefühl in den Roman einzutauchen und live am Tenniscourt dabei zu sein und zu sehen, wie Carrie Soto Herzblut und Leidenschaft in dieses Spiel steckt.
Das Buch erzählt die Geschichte der 37-jährigen Carolina Soto – kurz Carrie – die nach ihrem Karriereende auf das Spielfeld zurückkehrt, um zu verhindern, dass ihr Tennisrekord von der jüngeren Nicki Chan gebrochen wird. Man verfolgt den Werdegang von Carrie Soto, die nach dem Tod ihrer Mutter von ihrem trauernden Vater Javier – der selbst ein begnadeter Tennisspieler war und Javier el Jaguar genannt wurde – dazu trainiert wird, die beste Tennisspielerin der Welt zu werden. Und dies schafft sie auch, mehrere Grand Slam Titel, Auszeichnungen und Werbeverträge zeichnen den Erfolg von Carrie aus, sie schafft es an die Spitze – bis ihre Knie für ein Karriereende sorgen. Doch gerade danach wird ihr eine Tennisspielerin besonders gefährlich und könnte dafür sorgen, dass sie ihren Rekord verliert und nicht mehr die Beste ist: Nicki Chan.
Carrie Soto war den gesamten Roman über eine unglaublich Komplexe Figur und ich hatte – wie auch schon bei Evelyn Hugo – keine Ahnung, wie ich sie finden sollte. Ihre Sportbegeisterung – oder viel mehr ihre Besessenheit haben gefesselt. Sie lebt für das Spiel und für den Sport. Sie möchte die allerbeste sein, sie möchte an die Spitze und möchte das, was ihr Vater ihr von klein auf eingedrillt hatte, wirklich erreichen. Und dafür wird sie nicht gemocht. Vielmehr regelrecht gehasst. Und gerade diese Vielschichtigkeit hat mich so unglaublich fasziniert. Und diese Leidenschaft, die Tatsache, dass sie für diesen Sport brennt.
Besonders spannend fand ich hierbei das Verhältnis zwischen Javier und Carrie – ein unglaubliches Band – eine sehr berührende Vater-Tochter-Beziehung mit Höhen und Tiefen, die einen unglaublich berührt zurücklassen. Javier ist als Witwer nicht nur Carries Vater – er ist auch ihr Trainer und Coach, aber auch ihr größter Fan. Ein Aspekt, der mir an diesem Roman mitunter am besten gefallen hat. Vor allem, weil die Beziehung der beiden nicht perfekt ist. Aber es sagt etwas aus, dass Javier seine Tochter immer „meine Kriegerin“ oder „meine Achilles“ nennt.
Kriegerin, Königin, Achilles, kaltherzige Carrie, Kampfmaschine, Schlampe – Carrie hat viele Namen und Titel. Vor allem diese letzte Bezeichnung war unglaublich abwertend und die Stelle hat mich echt wütend gemacht. Nicht nur das Spiel ist im Roman relevant, sondern auch die Medien und wie sie auf Carrie und auch auf ihr Leben reagieren. Es geht nicht nur um das Tennisspiel, es geht auch darum, dass Carrie eine Frau ist, dass sie eine Latina ist und dass sie vor den Medien nicht dem angeblich klassischen Bild einer Tennisspielerin entspricht. Es geht um Akzeptanz, es geht um Selbstliebe und das geliebt werden, aber auch darum, wie man seine Prioritäten setzt und welche Prioritäten man setzt.
Carrie ist komplex, das Buch ist komplex und auch die vielen Gefühle von Carrie sind komplex. Man verfolgt das Leben und Schicksal von Carrie und versteht, warum sie so ist, wie sie ist. Die Umstände, unter denen sie aufgewachsen ist, die Erlebnisse während ihrer Spiele und all die Dinge, die Carrie zu der Sportbegeisterten Persönlichkeit gemacht haben, die sie letzten Endes ist … es ist als würde man hautnah mitbekommen, wie sie auf dem Court kämpft.
Dieses Buch als Teil vom Starquartett von Taylor Jenkins Reid war einfach großartig. Alle Bücher des Quartetts – Die Sieben Männer von Evelyn Hugo, Daisy Jones and the Six, Malibu Rising und auch Carrie Soto spielen im selben Universum. Und ich freue mich schon auf die anderen Bücher des Universums. Eine meiner einzigen kleinen Kritikpunkte ist die Tatsache, dass große Teile der Konversation zwischen Javier und Carrie auf Spanisch waren, aber nicht übersetzt wurden. Ich konnte mir zwar Teile herleiten und kann zwar ein paar Brocken, aber das könnte für viele eine Herausforderung sein. Trotzdem haben die spanischen Konversationen auch für schöne Momente gesorgt.
Carrie ist eine der komplexesten Buchfiguren, die ich je gelesen habe und sie hat eine sehr spannende Entwicklung durchgemacht. Auch ihre Beziehung mit Bowe Huntley war sehr spannend und interessant. Gegen Ende konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen und kann es wirklich nur weiterempfehlen.
Um meine Meinung zu Carrie mit einem Zitat aus dem Buch zusammenzufassen: Du bist perfekt, sogar in deiner Unvollkommenheit. Eres perfecta, incluso en tu imperfección.
Carrie Soto und ihre Geschichte werden auf jeden Fall noch eine Weile nachhallen. Ein großes Jahreshighlight.