Bär und Zukunft

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Bären haben schon in alten Märchen die Frauen fasziniert und spielen auch in der Mythologie eine bedeutende Rolle. Gleichwohl sind sie gefährliche, schnelle Tiere, denen man nicht zu nahekommen sollte, selbst wenn die Anziehung groß ist.
Im Nordwesten der USA leben die Schwestern Sam und Elena zusammen mit ihrer schwerkranken Mutter in eher prekären Verhältnissen. Die Zukunftsaussichten sind sehr bescheiden. Lediglich die Veräußerung ihres Häuschens und ein Neuanfang anderswo zeigt ein Licht am Horizont. Eines Tages taucht ein Bär vor ihrer Haustür auf und rüttelt an ihrer kleinen Welt und der Vertrautheit zwischen den Schwestern.
Dieser Roman hat mich schon auf der ersten Seite in seinen Bann gezogen. Nicht nur, dass er eine mir fremde Welt beschreibt. Es ist auch die Situation zwischen den Frauen, die mich angesprochen hat, der gegenseitige Zusammenhalt in Notsituationen und das Bemühen ums tägliche Brot und die Medikamente für ihre berufsgeschädigte schwerkranke Mutter.
In einem frischen, leichten Ton erzählt Julia Philips von Sams Arbeitsalltag, ihren Ängsten, den ungewohnten Reaktionen ihrer Schwester auf den Bären und was daraus auf die Familie zukommt. Der Spannungsbogen hat mich von Beginn an mitgerissen. Die Hoffnungen junger Menschen, die schweren Enttäuschungen, ihr kleines Glück sind mir nahe gegangen, ich war mittendrin und habe mitgezittert.
Cascadia, Oregon, eine Region im Pazifischen Nordwesten Amerikas, die in diesem Werk wohl auch zum Symbol für das Ungewöhnliche wird, das uns Menschen begegnen kann und nicht immer rational erklärlich ist.
Ähnlich ruhig, fast geheimnisvoll wie der Schreibstil ist das Cover gestaltet, bestechend durch seine Farben und die einfache Landschaftsdarstellung. Mir gefällt besonders, wie der Name der Autorin hinter einem der Bäume zu verschwinden scheint.
Ich empfehle das Buch allen, die sich auf ein ungewöhnliches Thema einlassen und den Blick in eine ganz andere Welt wagen wollen.