Gelungen

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mike nelson Avatar

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Gelungen. Und zwar äußerst gelungen. Märchenhafte Züge prallen auf die harte Realität. Schneeweißchen und Rosenrot in der herausfodernden Gegenwart des Nordwestens der USA. Julia Phillips ist mit ihrem aktuellen Roman "Cascadia" etwas gelungen, was man gerne bei Murakami liest - ein magischer Realismus, der Einbruch des Unerwarteten in die Wirklichkeit. (Sonst gibt es allerdings keine Parallelen zu Murakami). Sam und ihre ältere Schwester Elena halten sich mit Jobs geradeso über Wasser und müssen ihre sterbenskranke Mutter versorgen. Ein eher trostloses Leben; Elena stürzt sich neben der Arbeit in die Umsorgung der Mutter; Sam hat eine zunächst eher nüchterne Sexbeziehung zu Ben, um ihr Leben ein wenig 'aufzulockern'; was die Schwestern aber auszeichnet, ist ihr beidseitiger Zusammenhalt. Ein auftauchender Bär ändert dann aber alles. Zumal der Grizzly die Nähe von Elena zu suchen scheint. Elena bricht aus der schwesterlichen Gemeinschaft aus und projeziert auf ihr Verhältnis zum Bären die Hoffnung auf eine ander Zukunft. Und genau dies ist das nicht unmittelbar erkennbare Kernthema des Romans - das Gefangensein in den Verhältnissen, die Hoffnung auf Erlösung; auch auf die Gefahr hin, dass es nicht gut ausgehen mag. Julia Phillips erzählt nüchtern und unaufgeregt und wählt damit einen Erzählstil, welcher den passenden Rahmen für die Lebenswelt der Figuren setzt. Unbedingte Leseempfehlung!