Lässt mich ratlos zurück
Der zweite Roman von Julia Phillips spielt in einer wunderschön anmutenden, abgelegenen Umgebung, auf den San-Juan-Inseln vor der Küste des US-Bundesstaates Washington. Ein Bär taucht vor dem Haus der Familie auf und bringt das Leben der jungen Frauen gehörig durcheinander. Schnell wird klar, dass der Fokus der Geschichte auf der komplizierten, ungesunden Beziehung der beiden liegt, die seit Jahren ihre todkranke Mutter pflegen und dabei auch noch die finanzielle Belastung stemmen müssen.
Ich habe mich sehr schwer mit dem Buch getan, weit über die Hälfte zieht es sich sehr schleppend dahin und ich konnte über beide Protagonistinnen nur heftig den Kopf schütteln. Über die eine, weil sie letztlich nur auf den Tod der Mutter wartet und darauf hofft, im Anschluss daran mit dem Erlös durch den Verkauf des Hauses auf dem Festland ein neues, besseres Leben beginnen zu können. Und über die andere, weil sie wider jede Vernunft immer wieder den Kontakt zum Bären sucht und sich so einem wildlebenden Raubtier schutzlos ausliefert. Was ich Phillips jedoch zugute halte ist, dass sie mich lange gekonnt hinters Licht geführt hat: (ACHTUNG, SPOILER!) Erst spät habe ich gemerkt, dass eine der Schwestern eine unzuverlässige Erzählerin war. Das rasante Ende ist nicht schlecht, doch kann es nicht darüber hinwegtrösten, dass das Gesamtkonstrukt des Romans nicht funktioniert. Der Geschichte ist ein Zitat aus dem Grimmschen Märchen "Schneeweißchen und Rosenrot" vorangestellt, in dem ebenfalls ein Schwesternpaar Besuch von einem Bären bekommt. Nur hat der Bär im Märchen eine deutliche Symbolik, während mir diese hier im Roman verschlossen blieb. Wofür steht er, für animalische Sexualität, für eine Naturgewalt, für eine Herausforderung, die es zu meistern gilt? Letztlich passt alles nicht.
Und auch mit dem deutschen Titel bin ich nicht glücklich. "Cascadia" ist die englische Bezeichnung für die geografische Region Kaskadien im pazifischen Nordwesten Nordamerikas. Ein Ausdruck, der im Deutschen kaum geläufig ist. Um wie viel besser ist da der Originaltitel: Bear. Hier fällt mir die Doppeldeutigkeit auf, zum einen natürlich der Bär, zum anderen bedeutet das Verb "to bear" ertragen, und die Protagonistinnen müssen ja in der Tat einiges ertragen. Ich als Leserin auch, leider.
Ich habe mich sehr schwer mit dem Buch getan, weit über die Hälfte zieht es sich sehr schleppend dahin und ich konnte über beide Protagonistinnen nur heftig den Kopf schütteln. Über die eine, weil sie letztlich nur auf den Tod der Mutter wartet und darauf hofft, im Anschluss daran mit dem Erlös durch den Verkauf des Hauses auf dem Festland ein neues, besseres Leben beginnen zu können. Und über die andere, weil sie wider jede Vernunft immer wieder den Kontakt zum Bären sucht und sich so einem wildlebenden Raubtier schutzlos ausliefert. Was ich Phillips jedoch zugute halte ist, dass sie mich lange gekonnt hinters Licht geführt hat: (ACHTUNG, SPOILER!) Erst spät habe ich gemerkt, dass eine der Schwestern eine unzuverlässige Erzählerin war. Das rasante Ende ist nicht schlecht, doch kann es nicht darüber hinwegtrösten, dass das Gesamtkonstrukt des Romans nicht funktioniert. Der Geschichte ist ein Zitat aus dem Grimmschen Märchen "Schneeweißchen und Rosenrot" vorangestellt, in dem ebenfalls ein Schwesternpaar Besuch von einem Bären bekommt. Nur hat der Bär im Märchen eine deutliche Symbolik, während mir diese hier im Roman verschlossen blieb. Wofür steht er, für animalische Sexualität, für eine Naturgewalt, für eine Herausforderung, die es zu meistern gilt? Letztlich passt alles nicht.
Und auch mit dem deutschen Titel bin ich nicht glücklich. "Cascadia" ist die englische Bezeichnung für die geografische Region Kaskadien im pazifischen Nordwesten Nordamerikas. Ein Ausdruck, der im Deutschen kaum geläufig ist. Um wie viel besser ist da der Originaltitel: Bear. Hier fällt mir die Doppeldeutigkeit auf, zum einen natürlich der Bär, zum anderen bedeutet das Verb "to bear" ertragen, und die Protagonistinnen müssen ja in der Tat einiges ertragen. Ich als Leserin auch, leider.