Philosophisch und berührend

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
isaba Avatar

Von

"Cascadia"... schon der Titel dieses Buches ist sehr besonders und zusammen mit dem wunderschönen Cover ein echter Blickfang im Bücherregal. Julia Phillips hat eine schöne und klare Geschichte über zwei Schwestern geschrieben, die unterschiedlich mit den Herausforderungen des Lebens umgehen.

Sam und Elena leben in ärmlichen Verhältnissen nahe der kanadischen Grenze und verbringen ihre Zeit ausschließlich damit, Geld zu verdienen, um über die Runden zu kommen und ihre kranke Mutter pflegen zu können. Sie sind einander sehr nah und träumen davon, nach dem Tod der Mutter ein besseres Leben anderswo aufbauen zu können. Doch ein eigentlich außerhalb seines Lebensraums auftauchender Bär bringt das Leben der beiden Schwestern durcheinander.

Was zunächst skurril anmutet, ist erstaunlich leise, klar und philosophisch. Die beiden Schwestern sind sehr unterschiedlich und reagieren entsprechend verschieden auf das Erscheinen des Bären. Elena, die Verantwortungsvolle, fühlt sich angezogen von dem Tier, während Sam, die Rebellische, damit nicht gut umgehen kann. Der Bär bringt die Schwestern auseinander.

Hauptsächlich liest man die Geschichte aus der Sicht Sams, die in der dritten Person erzählt. Dennoch ist die Erzählweise klar und beobachtend und zieht sich ruhig dahin. Dieser besondere Schreibstil passt wunderbar zu der Grundidee der Geschichte. Wofür stehen die Schwestern? Und was repräsentiert der Bär? Welche Parabel und welche Moral wird hier thematisiert? Dies möge jeder bei der Lektüre für sich selbst beantworten, denn genau in diesen verschiedenen Möglichkeiten der Interpretation liegt die Stärke des Buches.

Ich habe die Geschichte sehr genossen, der Stil, die besondere Grundidee und das wunderschön detailliert beschriebene Setting greifen hervorragend ineinander. Eine klare Leseempfehlung von mir.