Wenig Tiefgang, viel Langeweile

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
xxholidayxx Avatar

Von

Julia Phillips, Jahrgang 1989, ist eine US-amerikanische Schriftstellerin, deren Debütroman "Das Verschwinden der Erde" für den National Book Award for Fiction nominiert wurde. Cascadia ist das erste Buch, das ich von dieser Autorin gelesen habe, und ich war sehr gespannt darauf, nachdem mich das stimmungsvolle Cover sofort angesprochen hat.

In Cascadia erzählt Julia Phillips die Geschichte von Sam und ihrer Schwester Elena, die zusammen mit ihrer schwerkranken Mutter auf einer Insel im Nordwesten der USA leben. Beide Schwestern träumen von einem besseren Leben fernab ihrer aktuellen, bescheidenen Verhältnisse. Während Sam auf einer Fähre arbeitet, die wohlhabende Urlauber zu deren Feriendomizilen bringt, kellnert Elena in einem exklusiven Golfclub. Eines Nachts entdeckt Sam einen Bären, der durch die dunklen Gewässer vor der Küste schwimmt. Dieses wilde Tier wird zur Metapher für die unvorhersehbaren Veränderungen, die das Leben der beiden Schwestern auf den Kopf stellen. Während die Kulisse der rauen Natur und das angedeutete Drama viel Potenzial haben, bleibt die Erzählung größtenteils in Andeutungen und vagen Beschreibungen stecken.

Meine Meinung

Das Cover von Cascadia hat mich sofort neugierig gemacht, und so habe ich das Buch im Rahmen einer Leserunde begonnen. Leider muss ich sagen, dass es mich inhaltlich nicht wirklich überzeugt hat. Zwar merkt man der Autorin an, dass sie grundsätzlich eine schöne Sprache hat, doch aus den Ortsbeschreibungen hätte man viel mehr machen können. Statt die raue und faszinierende Landschaft der Insel lebendig werden zu lassen, bleiben die Beschreibungen flach und wenig eindrucksvoll.

Die Storyline selbst war für mich eine große Enttäuschung. Es passiert so wenig, dass ich mich beim Lesen oft gefragt habe, wann endlich etwas Spannendes passiert. Spoiler: Erst auf den letzten fünf bis sieben Seiten kommt so etwas wie Spannung auf. Bis dahin hat sich das Buch extrem gezogen, und ich habe mehrmals ernsthaft überlegt, es abzubrechen. Einzig die Verpflichtung gegenüber der Leserunde hat mich davon abgehalten.

Was mich zusätzlich gestört hat, war die Distanz zu den Charakteren. Sam und Elena blieben mir bis zum Ende fremd und unnahbar. Ihre Beziehung zueinander empfand ich als problematisch, ja fast toxisch, was es mir schwer machte, Sympathie für eine der beiden aufzubauen. Auch ihre Handlungen waren für mich oft schwer nachvollziehbar, was vielleicht auch daran liegt, dass die Figuren schlicht nicht genug Tiefe hatten, um ihre Motive wirklich zu verstehen.

Vielleicht sollte der Bär als Metapher einen tieferen Sinn im Buch haben, doch diese Symbolik hat sich mir jedenfalls nicht offenbart. Insgesamt fehlte mir einfach der Zugang zu dieser Geschichte, und das Buch hat meinen Geschmack nicht getroffen. Es ist wenig passiert, und die wenigen Ereignisse, die stattfanden, konnten mich nicht fesseln. Aus diesen Gründen kann ich Cascadia leider nicht weiterempfehlen.

Fazit

Cascadia von Julia Phillips konnte mich leider nicht überzeugen. Trotz einer vielversprechenden Ausgangsidee und einem atmosphärischen Cover blieb die Geschichte hinter meinen Erwartungen zurück. Die Handlung zog sich, die Charaktere blieben mir fremd, und die angedeutete Symbolik des Bären hat mich nicht berührt. Insgesamt vergebe ich 2 von 5 Sternen.