Am Ende der Geduld?

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zoe2018 Avatar

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Politisch korrekt ist _ **„Chill mal, Frau Freitag"** _ eher nicht. Spätestens seit Sarrazin & Co. ist Bildung jedoch ein brandaktuelles Thema. Wenn nur die Hälfte von dem wahr ist, was **Frau Freitag** als Lehrerin an ihrer Schule in einer deutschen Großstadt erlebt hat... Respekt! Da meine eigene Schulzeit schon ziemlich lange zurück liegt und ich auch keinen Migrationshintergrund habe, aber gerne Mitreden möchte, dachte ich, dass das Buch trotzdem interessant für mich wäre.

Es handelt sich nicht um einen Roman, sondern um lauter kleine Episoden, die in Kapitel zusammengefasst sind und insgesamt ein Schuljahr abbilden sollen. Was anfangs noch recht witzig ist, wiederholt sich dann aber und langweilt sogar irgendwann. Recht unterhaltsam finde ich die Sprüche in der heutigen Jugendsprache. Aufschlussreich auch die Schilderung muslimischer Bräuche und die arabischen Schimpfwörter. Dass Frau Freitag Noten nach Sympathie (Aussehen!) vergibt und das auch noch zugibt, finde ich dagegen schlimm!

Übrigens, liebe Frau Freitag, auch in anderen Berufen muss man Arbeiten, sich am Wochenende für die kommende Woche Vorbereiten, in der Freizeit Fachliteratur Lesen etc. - ich schwör! Und eine Verkäuferin hat bestimmt auch Rückenschmerzen oder jemand, der 8 Stunden vor dem Bildschirm sitzt. Gerne glaube ich ihr, dass es NICHT sarkastisch gemeint ist, wenn die Autorin behauptet, sie habe den schönsten Beruf der Welt. Denn wer sonst, wenn nicht ein Lehrer, hätte wohl so viel Zeit, nebenher noch ein Buch zu schreiben?

Zum Schmunzeln und für zwischendurch ist „Chill mal, Frau Freitag“ ganz ok, zum Nachdenken oder gar als Auseinandersetzung mit unserem Bildungssystem ist das Buch eher nicht geeignet. Dazu wird die Bildungsmisere zu sehr verharmlost bzw. ins Lächerliche gezogen. 150- 200 Seiten wären m.E. hierfür genug gewesen... manchmal ist weniger eben mehr. Somit gerade noch ausreichend und 2 von 5 Sternen!