Old Second und Shun-Er im Glück
Jiaming Tang hat ein schwieriges literarisches Debüt gewählt, von dem er nicht sicher sein kann, das es die Leser anspricht. Eine verbotene Liebe zwischen zwei chinesischen Arbeitern in der Proviz Fuzhou wirkt auf den ersten Blick vielleicht nicht auf alle potentiellen Leser verheißungsvoll. Liebe, Verlust und Migration sind die Schlagwörter, die der Umschlagseinband wählt, um den Roman zu umreißen. Schauplatz ist zunächst mal ein altes Kino, dessen einzige Existenzberechtigung darin besteht, Männern, die sich zu Männern hingezogen fühlen, eine Heimat zu bieten. Zur Tarnung laufen selbstredend ununterbrochen Kriegsfilme. Homosexualität ist absolut verpönt, daher sind die Männer in der Regel auch verheiratet und führen somit nach außen eine scheinbar normale Existenz. Shur-Ers Ehefrau findet das geheime Leben ihres Mannes heraus und löst eine Katastrophe aus, die dazu führt, dass sie selbst eine Scheinehe, Greencard gegen Geld, eingeht, um nach New York zu fliehen. Old Second, der sich mit Bao Mei arrangiert hat, ist mit seiner Ehefrau ebenfalls in die USA geflohen. Die Schilderung des Lebens der Migranten in ihrer Armut, Hoffnungslosigkeit und dennoch ungebrochenen Gabe, Dinge zu ertragen, ist das eigentliche Glanzstück des Romans, auch wenn etwas zu oft die Rede von fettigen Imbisstüten ist, die auf den geblümten Wachstüchern die Trostlosigkeit der Rattenlöcher in New York widerspiegeln.