Nicht der beste Winslow

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
mirko Avatar

Von

Winslow ist ein Garant für Spannung, einen knallharten, gradlinigen Erzählstil und die Erschaffung eines Universums voller schillernder Figuren.
Bei diesem Thriller handelt es sich um den Brückenteil einer Trilogie. Nach „City on Fire“ setzt „City of Dreams“ da an, wo Teil eins endete. Danny Ryan ist auf der Flucht, nachdem er einen FBI-Agenten getötet und 40 kg Heroin im Meer versenkt hatte, zog er den Unmut verschiedener Gruppen auf sich. Gemeinsam mit seinem Vater, seinem Sohn und den verbliebenen Getreuen geht er in den Westen. Er lässt sich auf einen Deal mit der DEA ein, die ihm Geld und Immunität verschaffen soll. Und er verliebt sich nach dem Tod seiner Frau Terri neu, in eine Filmschauspielerin, was ungewünschte Aufmerksamkeit nach sich zieht und ihn wieder in den Fokus seiner Feinde rückt.
Dies ist in etwa der Plot des 2. Teils. Das Buch beginnt in gewohnter Winslow-Manier, spannend, bestückt mit vielen Personen, in kurzer, stakkato-artiger Prosa geschrieben. Ab Mitte des Buchs verliert das Erzähltempo etwas an Geschwindigkeit. Die ein oder andere Länge hemmt den Lesefluss, so dass der klassische Winslow etwas in den Hintergrund rückt. Und später hat es sogar etwas von Slapstick, wenn der Autor neue Sequenzen einbaut. Ein US-Marine kommt aus dem Krieg, erfährt am 1. Tag, dass sein Vater wahrscheinlich von seinem neuen Stiefvater getötet wurde und bringt ohne weitere Fragen seine eigene Mutter um? Das ging mir zu weit. Hier wird die Dramatik empfindlich gestört, der Leser spürt, wie stark der Plot konstruiert ist. Dies ist zwar nicht unüblich bei Winslow, der zumeist genau daraus seine Stärke zieht. Wird es aber zu weit getrieben, bringt es den unerwünschten Effekt der Unglaubwürdigkeit.
Fazit: Leider muss ich zusammenfassend sagen, dass dies einer der schwächeren Winslow-Romane ist. Ich kann mir aber vorstellen, dass Teil 3 wieder den üblichen Sog aufbauen wird und damit die gesamte Trilogie zu gewohnter Stärke führt. Von der „Tage-der-Toten“-Saga ist sie aber meilenweit entfernt. Spannende Unterhaltung bietet sie dennoch. Und für die finale Bewertung muss sie erst einmal zu Ende erzählt werden.