Schmierentheater

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sursulapitschi Avatar

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Ich habe sehr begeistert „Das Wesen Der Dinge und der Liebe“ gelesen. Ich dachte, wow, das ist eine Autorin, die ich im Auge behalte, die wundervoll formuliert, mit Humor und liebevoll gezeichneten Figuren und die mit Einfühlungsvermögen gut recherchierte historische Romane schreibt. „City of Girls“ muss jemand anderes geschrieben haben. Das Buch hat nichts von diesen Vorzügen, gar nichts!

Hier berichtet die steinalte Vivian von ihrem Leben, dessen einzig bemerkenswerter Punkt ist, dass sie in den 40er Jahren in New York am Revuetheater ihrer Tante mitgearbeitet hat. Sie war die begabteste Schneiderin, die je gesehen wurde und nähte die Kostüme. Sie konnte aus dem Stoff eines alten Sofas einen Königsmantel zaubern. Und so geht es weiter.
Wir schnuppern Theaterluft, treffen Revuegirls, Schauspieler und Autoren und lassen dabei kein einziges Klischee aus. Man ist so begabt, so wunderschön, so lebenslustig. Alkohol, bewusstseinserweiternde Substanzen und Männer werden hemmungslos konsumiert, das Leben ist famos, die Kollegen fabelhaft, bis wir auf die Nase fallen und zur Besinnung kommen und warum? Weil plötzlich in der Zeitung steht, dass wir uns daneben benommen haben, wie peinlich. Es war also ganz ok, so lange niemand darüber sprach?

Dieses Buch ist ein Desaster. Weder der Plot, noch die Figuren, noch die Sprache überzeugen, knapp 500 Seiten Langeweile, gespickt mit Stereotypen und Plattitüden.
„Der Roman, von den Medien als betörender Mix aus Charme und Witz gefeiert, stand nach Erscheinen monatelang auf der »New York Times«-Bestsellerliste.“

Das behauptet die Buchbeschreibung, leider ist mir weder Witz noch Charme aufgefallen. Betört es ausreichend, wenn man sich im Theatermilieu tummelt, das so realistisch wirkt wie Disney Land?

„Ein Roman wie »Diamanten in Champagner.«
Washington Post“

Das trifft es vielleicht eher. Diamanten in Champagner: Hübsch, leider nicht prickelnd, kapriziös und schwer verdaulich.