Tolle Lebensgeschichte

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lesepixie Avatar

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2010 wird die nun mittlerweile 89-jährige Vivian Morris in einem Brief von "seiner" Tochter Angela darum gebeten, ihr zu erzählen, was sie für "ihn", nämlich Angelas Vater bedeutete. Diese Frage traut Angela sich erst zu stellen, als nach ihrem Vater auch ihre Mutter verstorben ist.
Vivian erzählt nun dieser Angela von ihrem Leben und davon, was "er" für sie bedeutete.
Vivian passt wohl nicht so recht in ihre Familie, in der Studienabschlüsse an renommierten Colleges viel zählen. Sie begeistert sich - durch ihre Großmutter Morris angeregt - für Mode und das Nähen. Aussehen und Wirkung sind ihr wichtig, ihre nachahmenswerten Vorbilder sind neben ihrer Großmutter berühmte Filmschauspielerinnen. Nachdem sie vom College geworfen wird, wird sie von ihren Eltern nach New York zu ihrer Tante Peg geschickt, die das Theater "Lily Playhouse" leitet. Dort begegnet sie einer für sie ganz neuen Welt. In dem heruntergekommenen Theater arbeiten und leben Menschen, die es nicht auf die großen Bühnen schafften, von ihren Familien ausgestoßen wurden und so weiter. Besonders fasziniert Vivian das Revuegirl Celia. Von ihr lässt sie sich in das Nachtleben einführen und zum ersten Sex mit einem Mann verleiten - dessen Beschreibung sehr erheiternd ist. Fortan führt sie ein ausschweifendes Leben voller Abenteuer und hält dies für das wahre Leben und sich für etwas Besonderes.
Später lernt sie Edna, eine wunderbare Schauspielerin und einen echten Star kennen, die sie fortan fasziniert. Sie verliebt sich in Anthony, dem sie hoffnungslos verfällt. Aber ihre Ausschweifungen und ihre Beeinflussbarkeit werden ihr zum Verhängnis. Sie verletzt die Menschen um sich herum und zerstört ihr eigenes Leben. Ednas Reaktion vernichtet sie. Ihr Bruder, dem sie alles beichtet, hält ihr Verhalten für unentschuldbar und liefert sie auf ihren Wunsch im Elternhaus ab. Das Leben dort passt nicht zu ihr, doch ihr scheint New York für immer verschlossen zu sein.
Der zweite Weltkrieg führt dazu, dass sie doch wieder nach New York zurückkehren kann. Ihr Leben dort ist nun aber ein ganz anderes.
Nach dem Krieg baut sie sich mit ihrer Freundin etwas Eigenes auf und führt ein weitgehend selbstbestimmtes Leben. Doch eines Tages tauchen Schatten aus ihrer Vergangenheit auf, die alte Wunden wieder aufreißen, ihr aber auch die Chance bieten, über sich hinauswachsen und endlich erwachsen zu werden.
Das Buch hat mich sehr gut unterhalten. Vivian ist zwar von den Interessen her mein genaues Gegenteil, aber ich habe mit ihr mitgefiebert und auch fast immer verstanden, wie sie dachte und fühlte und warum sie etwas tat. Der Schreibstil ist gut zu lesen und leicht und es gibt viele Stellen, an denen man schmunzeln oder laut auflachen kann. Ab etwa der Hälfte des Buches weicht der Humor einer Ernsthaftigkeit, die aber auch zu Vivians Entwicklung gut passt.