Wurde irregeführt durch himmelhochjauchzende Anpreisungen

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timphilipp Avatar

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Das Buch ist – für mich nicht zum ersten Mal – ein Beispiel dafür, dass man als Leser nicht blindlings darauf vertrauen darf, dass 1. einem ein bereits bekannter Autor schon ein neues gutes Buch liefern wird, und 2. die Anpreisungen im Einband als „gefeierter New York Times-Bestseller“, „Sensation“, „Buch des Sommers“ zutreffen werden. An Elizabeth Gilberts früheres Buch „Das Wesen der Dinge und der Liebe“ reicht das vorliegende in keinster Weise heran, ja ist nicht einmal mit ihm vergleichbar. Der zweite von mir oben genannte Aspekt ist für mich nur so erklärlich, dass eine Vermarktungsstrategie der Hintergrund solch positiver Kritiken ist.

Wie nur kann eine namhafte Autorin über sage und schreibe fast 500 Seiten über das Leben einer 19jährigen aus gutem Hause schwadronieren, die – als elterliche Bestrafung (doch ist es überhaupt eine solche?) - 1940 zu ihrer exzentrischen Tante nach New York geschickt wird und dort in deren drittklassigem Theater aushilft? Wir müssen überlange Ausführungen zur Welt des Theaters und seinen oberflächlichen Personen lesen, vor allem aber zum ausschweifenden Sexualleben der jungen, ich-bezogenen Protagonistin. Dabei werden alle nur denkbaren Klischees bedient, z.B. die Homosexualität von Künstlern oder die Ehe alternder Diven mit jüngeren Männern. So etwas ist schlicht niveaulos und will ich nicht lesen. Das einzig Positive ist der Beginn des Buches als Briefroman, der noch völlig offen lässt, an wen die Protagonistin schreibt. Dem anfänglich noch gefälligen, humorigen Plauderton konnte ich dann irgendwann auch nichts mehr abgewinnen. Eigentlich passt er nämlich gar nicht zu einer 90jährigen Schreiberin.

Empfehlen kann ich dieses Buch also nicht, doch mag sich jeder selbst ein Bild machen.