Tiefer Einblick in ein irisches Kleinstadtleben durch multiperspektivische Erzählweise

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"Coast Road" von Alan Murrin entführt uns in die 1990er Jahre, in ein kleines, abgelegenes Küstenstädtchen im Norden Irlands, an der Grenze zu Nordirland. Die Geschichte folgt Colette Crowley, die nachdem sie ihre Familie verlassen hat, in ihre Gemeinde zurückkehrt, um mehr Zeit mit ihren Söhnen zu verbringen. Doch ihr Ehemann Shaun verbietet ihr den Kontakt zu den Kindern und auch die Gemeinde begegnet ihr mit Unverständnis, Ablehnung aber auch Neugier. Bald wird klar, dass nicht nur Colettes Ehe zerbrochen ist – auch viele andere Familien in dem kleinen Ort kämpfen mit ihren eigenen Konflikten und Zerwürfnissen.

Der Roman bietet einen tiefen Einblick in das Geschehen, da die Geschichte aus vielen verschiedenen Perspektiven erzählt wird. Jede Figur hat etwas Anziehendes und etwas Abstoßendes an sich – eine Mischung, die mich manchmal überrascht und manchmal ziemlich bedrückt hat.



Drei zentrale Aspekte des Buches fand ich besonders spannend:
1. Die Selbstverständlichkeit, mit der sich Männer alles nehmen, was sie wollen.
2. Die Beschränkungen, denen Frauen unterworfen sind und sich selbst unterwerfen und wie diese sich dann offenbaren, wenn sie endlich eine Stimme finden.
3. Das ständige Abarbeiten an Menschen, die sich von der Norm unterscheiden.


Auch wenn es heute in einer Kleinstadt vielleicht genauso viel Klatsch und Tratsch gibt, habe ich das Gefühl, dass sich die Stellung der Frauen seitdem verbessert hat – nicht zuletzt durch die Legalisierung der Scheidung, die hier im Buch erwähnt wird.

Ich kann das Buch jeder/m empfehlen, der/die gerne in realistische Geschichten eintaucht, die aus verschiedenen Perspektiven erzählt werden. Man erkennt, dass es oft mehr als nur eine Wahrheit gibt – und genau das hat mich an "Coast Road" so gefesselt. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen.

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️ 5/5 Sterne.