La bella Napoli – oder doch nicht?

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Ganz Neapel ist auf den Beinen. Wie jedes Jahr am 19. September feiern sie ihren Stadtpatron San Gennaro und ausgerechnet jetzt, da die Polizei sowieso am Limit agiert, kommt Dottore Ianus Capuano zu Commissario Gaetano, um am heutigen Tag Schutz für sich einzufordern. Denn er meint, dass ein von langer Hand geplanter Anschlag auf ihn heute Abend stattfinden wird. Gaetanos Vorgesetzter untersagt ihm diesen Einsatz, er jedoch geht seinem doch unguten Gefühl nach, kommt allerdings zu spät. In der Wohnung finden er und sein Team einen Toten, der Anblick ist nichts für Zartbesaitete und auch so mancher junge Kollege hat zu tun, den Tatort nicht zu verunreinigen.

Fabio Nola beginnt mit seinem „Commissario Gaetano und der lügende Fisch“ eine neue Krimi-Reihe, die in Neapel angesiedelt ist. Er kennt die Stadt, er hat dort studiert und klar – er bringt das Lebensgefühl dieser Stadt, die so idyllisch im Golf von Neapel liegt, mit ein. So manche Beschreibung hat meine Erinnerungen geweckt an die laute, nicht unbedingt saubere Stadt, die sämtliche Gerüche vereint. Nicht jedes Aroma will man einatmen, nicht an jeder Ecke stehen bleiben. Nun gut, da genieße ich gedanklich lieber meinen caffè und denke an die malerischen Gässchen – schon allein das Cover lädt ein, hier ein wenig zu verweilen.

Salvatore Gaetano entstammt einer Winzerfamilie ganz in der Nähe von Neapel, seine Familie spielt wie bei jedem Italiener natürlich immer eine Rolle, so auch bei ihm. Er behauptet ja, dass er seine Nichte Carla großgezogen hat, nachdem ihre Mutter abgehauen ist. Carlas Vater lebt in einem Pflegeheim, sie will ihn wieder heimholen – es ist der ganz normale familiäre Wahnsinn und Salvo mittendrin. Sein Privatleben spielt immer mit hinein, auch hat er es mit seinen Kollegen nicht immer einfach – sie aber mit ihm auch nicht unbedingt – und außerdem kann (oder will?) er sich nicht jeden Namen merken, seine junge, aber ganz schön pfiffige Kollegin Bellucci kann ein Lied davon singen.

Die Ausgangssituation klingt vielversprechend, auch bin ich super ins Buch gestartet. Die Ermittlungen führen in eine Familie, die nicht recht zu durchschauen ist. Vom Mordopfer wird einiges bekannt, auch seine Familienverhältnisse werden sichtbar, es kommen immer mehr Details ans Licht. Gaetano ist schon ein Typ, der sich nicht gern was sagen lässt, allerdings gibt ihm seine Spürnase recht, er lässt nicht locker, was sein unmittelbar Vorgesetzter gar nicht gerne sieht. Verdächtige gibt es so einige, auch mischt ein von oberster Stelle herbeizitierter Profiler mit, der gefühlt jedes Klischees bedient. Ihn hätte ich nicht unbedingt gebraucht, er schadet der Story eher als dass man über diese Figur schmunzelt. Überhaupt hätte man so einiges weglassen oder zumindest gekürzt wiedergeben können.

Das erste Buch um Commissario Gaetano ist ausgelesen, ihn und seine Kollegen, auch seine Familie, habe ich nun kennengelernt. Jeder hat so seine Eigenheiten, nicht jeder ist sympathisch. Das muss auch nicht sein. Die Story hätte gestrafft werden können, sie hätte dadurch noch mehr Biss gehabt, die Spannung wäre durchgehend da gewesen und dem Ende zu war es mir dann doch zu abgehoben, zu abgedreht, zu affektiert.