Viel Krise, wenig Krimi

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mariehal Avatar

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Mit "Commissario Gaetano und der lügende Fisch" will Fabio Nola einen atmosphärischen Kriminalroman im Herzen Neapels erzählen – zwischen Heiligenfest, Mafiaflair und menschlichen Abgründen. Doch trotz des vielversprechenden Settings und eines brutalen Mordes zu Beginn, bleibt die Geschichte weit hinter ihren Möglichkeiten zurück.

Die Handlung startet mit einem bizarren Fund: Ein Mann wird enthauptet in einem Apartment im Centro Storico aufgefunden – eine grausige Parallele zum Stadtpatron San Gennaro. Doch was zunächst nach einem spannenden Fall klingt, verliert sich schnell in Nebensächlichkeiten. Statt sich auf die Ermittlungen zu konzentrieren, rückt der Roman zunehmend die inneren Konflikte von Commissario Gaetano in den Fokus. Seine persönlichen Probleme nehmen so viel Raum ein, dass die Krimihandlung beinahe zur Nebensache verkommt.

Auch der namensgebende Fisch bleibt weitgehend symbolisch und taucht nur in homöopathischen Dosen auf, was den Titel etwas irreführend erscheinen lässt. Die Figuren selbst sind durchweg schwer zugänglich und wirken wenig sympathisch, was es zusätzlich erschwert, emotional in die Geschichte einzutauchen.

Was besonders enttäuscht, ist die Darstellung Neapels: Statt der oft beschriebenen Lebensfreude oder des vielschichtigen Stadtbildes dominiert hier ein Bild von Schmutz, Chaos und Resignation. Die Stadt bleibt Kulisse, ohne Tiefe oder Faszination.

Fazit: "Commissario Gaetano und der lügende Fisch" bietet eine interessante Idee, verliert sich aber in der Überladung mit persönlichen Problemen und einer trist gezeichneten Kulisse. Wer auf einen spannenden Krimi gehofft hat, wird hier eher enttäuscht.