Conny und die Sache mit der großen Liebe

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karschtl Avatar

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Obwohl im Titel so prominent angekündigt, kommt der sogenannte "Hausfrauenporno" im Roman dann doch nur in zwei sehr knappen Auszügen vor, was meinem Geschmack sehr entgegenkam da ich sowohl mit historischen "Pop mich in den Highlands"-Büchern als auch mit S/M-Geschichten so überhaupt nichts anfangen kann! Da las ich wesentlich lieber von Conny und ihren Erlebnissen auf dem Weg zu einer großen Schriftstellerkarriere.

Generell bevorzuge ich englischsprachige Autorinnen bei solchen Frauenromanen. irgendwie können die das auch besser - oder es hört sich im Englischen einfach nur besser an? Auch Conny erwähnt ja bereits bei ihrem Einstieg in die Erzählung, dass im deutschen vieles "hölzern und unflexibel" klingt. Da muss ich ihr Recht geben. Und trotzdem - hier hatte ich viel Freude beim Lesen, und kam auch flott voran. Noch dazu hab ich beim E-Book lesen wohl das (rein subjektive) Gefühl, dass es da viel schneller geht.

Ein bißchen zwiegespalten bin ich beim Thema "Realitätsnähe". Die ist zum einen 100% gegeben bei der Beschreibung von Connys Alltag, der mir an einigen Stellen sogar zu detailreich wiedergegeben wurde. Da wird manchmal jeder kleinste Handgriff beschrieben (z.B. beim Kochabend mit den Freundinnen aber auch oft bei Connys Hausarbeiten oder wie sie den Tag ausklingen lässt, sich ein Bad genehmigt o.ä.) - an diesen Stellen wirkte die Schreibweise doch recht banal und unprofessionell. Mehr so wie Bildbeschreibungen bei Filmen für Gehörlose. Aber immerhin ist das Leben von Conny dadurch auch sehr glaubwürdig, und ich gehe mal stark davon aus dass die Autorin an dieser Stelle viele autobiografische Erlebnisse einfließen lassen konnte. Und auch ich konnte mich als zweifache Mutter sehr gut mit Conny identifizieren, obwohl ich weder Lehrerin noch Autorin bin. Aber sie hat es sehr gut rübergebracht.
Die Sache mit den Drohbriefen hingegen fand ich etwas an den Haaren herbei gezogen und unnötig. Auch die Personen, die Conny zunächst als Täter in Verdacht hat, sind überhaupt nicht schlüssig. Und die Auflösung ihrer Liebesgeschichte mit ihrer Mail-Bekanntschaft war für mich auch nicht astrein. Obwohl ich mir schon einige Kapitel vor Schluss denken konnte, um wen es sich da handelt, fand ich es nicht so ganz plausibel. Leider kann ich dazu nicht viel schreiben, um anderen Leserinnen nicht den Spaß zu verderben.

Denn Spaß macht das Lesen trotz allem doch, und das ist am Ende ja die Hauptsache. Wer realistische Geschichten will, kann ja meinetwegen die Zeitung lesen. :-)

Noch eine kurze Anmerkung zur Erscheinungsform. Es ist das erste Mal, dass ich von diesem (wahrscheinlich noch recht jungen) Ableger des Ullstein Verlags höre, der seine Bücher ausschließlich in digitaler Form herausbringt. Ich persönlich finde das sehr gut, vor allem eine tolle Einstiegsplattform für neue unerfahrene Autoren wie unsere "Conny"/Dorothea Stiller. Der Verlag investiert deutlich weniger Geld als bei der gedruckten Form und kann dadurch auch etwas experimentierfreudiger sein, ohne sehr viel finanzielles Risiko einzugehen. Einziger Nachteil: nicht alle in der Zielgruppe haben einen E-Book-Reader, aber vielleicht ändert sich das ja auch schon bald.