Die Abgründe hinter dem normalen Leben

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
obilot Avatar

Von

Drei Romane gingen Rathgrebs neuestem Werk "Cooper" voraus. Lieteratur zählt zu seiner Leidenschaft. Rathgreb studierte Germanistik, arbeitete bei unterschiedlichen Verlagen als Lektor sowie als Redakteur. Für seinen Roman "Kein Paar wie wir" erhielt er den Aspekte-Literaturpreis. Und auch sein neuer Roman ist ein kleines Meisterwerk.

Eine Familie fährt in ihr neu erworbenes Ferienhaus. Doch wie man im Verlauf des ersten Kapitels erfährt leidet die Mutter Lisa unter Drepressionen und Angstzuständen. Sie begeht einen Selbstmordversuch, was glücklicherweise misslingt. Im folgenden Kapitel befindet sie sich in einer Kur, und die Kinder grübeln über den Zustand ihrer Mutter nach. Während des dritten Kapitels scheint sie zunächst von ihren Leiden geheilt. Doch dann widerfährt dem Rest der Familie, dem Vater und den beiden Töchtern, ein schreckliches Unglück. Im vierten und letzten Kapitel hat Lisa ihr Leben komplett verändert. Sie ist von der Stadt in ein kleines beschauliches Dorf mit geregelten Abläufen und traditionsbewussten Bewohnern gezogen. Ihre neue Bezugsperson Cooper gibt ihr neuen Halt im Leben.

Rathgreb besitzt einen einzigartigen Schreibstil. Sein Roman lebt von Allegorien. Sie begegnen dem Leser auf jeder Seite. In knappen Sätzen und doch unglaublich intensiv erzählt er die Geschichte einer vordergründig glücklichen Familie. Doch hinter der vorbildhaften Fassade verbergen sich Abgründe. Bereits auf den ersten Seiten wird eine düstere und unheilahnende Atmosphäre aufgebaut. Das Unheil lauert zunächst aber gar nicht von außen, wie man vermuten könnte, sondern nährt sich aus den ureigensten Ängsten Lisas, deren psychische Angeschlagenheit übermächtig wird und sich geradezu zu personifizieren scheint.

Aber erst nach ihrer Kur und als sie gerade geheilt erscheint, passiert das wahre Unglück. Letzten Endes waren es nicht ihre Ängste die ihr Leben auf dramatische Weise verändern, sondern die Realität, die man nicht ändern kann und der wir alle ausgeliefert sind. Ihr mit Ängsten zu begegen ist keine Lösung. Und so ist Lisa trotz der äußeren Katastrophe nun stark gegnug ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Sie nimmt sich ein Beispiel an den einfachen Leuten in ihrem neuen Wohnort und an den Tieren, die ihr Schicksal klaglos hinnehmen, die nichts anderes kennen als ihr eingtöniges und auf eine bestimmte Weise doch so vielfältiges und friedliches Leben. Und niemand anders als Cooper könnte ihr dieses Lebensgefühl näher bringen.

Der Autor versteht es in unterschiedlichen Abschnitten die Sicht zwischen Lisa, dem Vater, den Kindern und der Außewelt abzuwechseln. Als Leser fühlt man sich geradezu in die Position der einzelnen Personen hineinversetzt.

Ein großartiger Roman der zum Nachdenken anregt und der dem Leser die großen Fragen des Lebens, die Unsicherheiten die jeder in sich trägt, uns auf eine einzigaritge Weise näher bringt.