poetisch, philosophisch, spannend

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wallerie0 Avatar

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Eine Parabel über das Leben, das Alleinsein trotz Gemeinschaft? Selten, dass Alltäglichkeiten so poetisch ausgedrückt, niedergeschrieben wurden. Aus einem Leben wird deprimierende aber auch Hoffnung spendende Poesie; ein Schicksals-Dossier, mit dem jeder etwas anfangen kann. Die Wirkung auf die eigene Gedankenwelt des Lesers ist dementsprechend groß. Doch nicht nur das macht die Güte des Buches aus. Man hat das Gefühl, als nimmt die Lektüre einem etwas weg. Erst nach dem Lesen erkennt man langsam, was es einem mitgibt. Illusion gegen Tatsache. Noch ist nichts passiert und es wird auch nicht allzu viel geschehen, doch die Ausdrucksweise, das regelrechte Sezieren einer Menschenseele und die damit vermittelte Stimmung wirkt mehr und mehr gruselig, als wird etwas mit Macht heraufbeschworen. Mit einfachen stilistischen Mitteln wird der Leser zunehmend verunsichert und somit wachgerüttelt. Es geht um weit mehr als eine Reise. Es geht um das Verlassen bisher vertrauten Terrains, dem Entzug der vermeintlichen Sicherheit und damit dem Verlust des Vertrauens in alles bisher Gekannte. Der so lebenswichtige Boden der Normen und Normalität existiert nicht mehr. Entwurzelung . Trotz aller Vorahnungen bleibt der Mensch ahnungslos; bis er aus der Bahn geworfen wird. Was nützen da Wissen und Instinkte? Beängstigend, ein Damokles-Schwert. Jeder hat sein eigenes. Angst, Not, Hilflosigkeit – ein Trauma, aus dem es keinen Ausweg zu geben scheint. Ganz auf sich allein gestellt. Was macht das aus einem Menschen? Urängste erwachen, werden regelrecht wach gerüttelt; nur andeutungsweise zwar, doch lassen sie sich nunmehr schwer wieder zurück drängen. Eine tiefgründige und philosophische Auseinandersetzung findet statt. Fäden, die Halt und Richtung geben sollen, werden zu Schlingen. S. 26 Niemand trägt Schuld, keiner ist verantwortlich. Wunsch und Wille, besitzen und verlieren, lebendig sein und doch dem Leben entrissen sein. Ein bewegendes Schicksal, ein außergewöhnlicher Roman, der den Leser allein mit sich und seinen Gedanken zurück lässt, ganz auf sich gestellt, seinem Alleinsein trotz Gemeinschaft – wie einst Lisa.