Stilistisch hochwertig - Inhaltlich verwirrend

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juemma Avatar

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Unbehaglich, spannend und mitreißend – so der Beginn des Romans „Cooper“, geschrieben von Eberhard Rathgeb. Die Geschwister Nora, Carlotta und ihre Eltern Lisa und Jakob machen sich auf zu einem Wochenendtrip in ihr neues Wochenenddomizil auf dem Land, raus aus der Stadt. Die Fahrt dorthin ist schon gespickt mit so mancher Kuriosität. Ein kauziger Kassierer an der Tankstelle, ein unfreundlicher Junge, auch an der Tankstelle, und eine einäugige Katze, ebenfalls an der Tankstelle und wenig später taucht genau diese Katze auch am Wochenendhaus auf. Wie soll das denn möglich sein? Die erste Nacht verläuft ohne Zwischenfälle, jedoch überschlagen sich am nächsten Tag die Ereignisse. Die Familie wird auch in den nächsten Monaten nicht vom Schicksal verschont – das Dunkel, das Unheil, es rollt nur so über die vier hinweg.
Und war mein Gefühl zu Beginn des Romans noch von Spannung und Unbehagen geprägt, wandelte es sich während des Lesens immer mehr zu Verwirrung. Was ist Lisa genau widerfahren? Warum fährt man nach so einem Erlebnis zurück in das schicksalsbehaftete Wochenendhaus? Warum lässt Jakob seine Frau alleine, obwohl er genau dies doch nicht wollte? Was hat es mit Cooper im letzten Teil des Romans auf sich und warum ist der Roman nach ihm benannt?
Der Erzählstil vermittelt zunächst eine rasante Spannung, der Text liest sich flüssig, ist unwahrscheinlich verdichtet mit Informationen, mitreißend und weckt auch den ein oder anderen Schauer. Das Buchcover passt zu dieser zu Beginn vermittelten Atmosphäre. Es ist düster und neblig und transportiert auch etwas Unheilvolles. Sprachlich ist der Text sehr hochwertig gestaltet. Rathgeb verwendet wenig stilistische Mittel, benutzt wenige Worte auf wenigen Seiten, transportiert hier aber unwahrscheinlich viel Information und diese sehr intensiv. Er versteht es durch genau diese reduzierte Sprache ohne überflüssige Passagen, den Kopf des Lesers seine eigenen Bilder produzieren zu lassen.