Hat mich leider nicht überzeugt

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bellis-perennis Avatar

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Selbst fahrende Autos sind momentan das liebste Spielzeug mancher Autobauer und auch Autoren. So ist dieses als Thriller angebotenes Buch, wohl zu verstehen.

Martin Brückner katapultiert seine Leser und Protagonisten in die nahe Zukunft. ALLE? Nein, Fritz Grabner, seines Zeichens eine Reporterlegende, die ihre beste Zeit schon hinter sich hat und knapp vor der Kündigung steht, weigert sich, jeden technischen Schnickschnack in sein Leben zu lassen. So braucht er immer wieder die Unterstützung einer jungen, hübschen Frau, die ihm im Dickicht der Digitalen Welt den richtigen Weg ebnet. Das Internet allerdings benützt er gerne, auch wenn er manchmal auf dubiose Seiten umgeleitet wird. Seine momentane Lieblingsseite ist „#Crashtag.com“, die von tödlichen Autounfällen berichtet.
Nun erregt der Tod eines Industriellen in seinem aufgemotzten Porsche seine Aufmerksamkeit. Und als die Seite von einem weiteren tödlichen Unfall mit einer Nobelkarosse berichtet, wittert Fritz eine heiße Story ....

Meine Meinung:

Als Thriller kann ich das Buch nicht unbedingt bezeichnen. Dafür war mir der Spannungsbogen einfach zu flach. Aufgrund der Detailverliebtheit des Autors bleibt die Dynamik leider auf der Strecke. Dafür springt man nach den sehr kurzen Kapiteln von einem Schauplatz zum anderen, was eher unruhig als spannend auf mich wirkt. Der Schreibstil ist ein wenig flapsig und spricht vermutlich eher Männer an. Gleich auf den ersten Seiten ist folgender Dialog zwischen einem Mann und einer Frau zu lesen:

„Was ein V12 ist, weiß ich nicht. Aber ich habe verstanden, dass du dieses alte Auto liebst. Es ist auch wirklich wunderschön, allerdings unglaublich unbequem.“

„Schön und unbequem, genau wie du, Schatz. Allerdings ist der Wagen doppelt so alt.“

Leider bedient sich der Autor zahlreicher Klischees siehe oben. So sind die Bösen im Reich der Industrie zu finden, die dem Reporter immer einen Schritt voraus zu sein scheinen, weil ja Geld so manchen Stein aus dem Weg schafft. Die schnellen Autos gehören ebenso dazu wie schöne Frauen.

Ach ja Autos - ich mag ja Oldtimer und ihre solide Verarbeitung mit viel Chrom und Leder. Allerdings sind auch hier zahlreiche Details beschrieben, die den Autor als Liebhaber ebensolcher Statussymbole entlarven. Bei manchen technischen Details frage ich mich allerdings, wie das gehen soll: In den meisten Oldtimern steckt solide Handwerkskunst und wenig Chichi der Elektronikbranche. Ein nachträglicher Einbau einer Blackbox in einen alten Ferrari, die es erlaubt, das Auto aus der Ferne zu steuern? Na, ich weiß nicht.

Der Kniff, dass Fritz seine Probleme mit seinem Idol Steve McQueen (1930-1980) bespricht, hat mir anfangs gut gefallen. Der Schauspieler und Rennfahrer ist - wie viele andere seiner Generation - der Inbegriff des Machos. Nicht Wein, Weib und Gesang - sondern Frauen, dröhnende Motoren und Benzin (und andere Substanzen) im Blut, war seine Welt.

Nach einem spannenden Anfang folgt leider ein schwächelnder Mittelteil und ein nicht ganz stimmiger Schluss.

Aufgefallen ist mir, dass das Buch „#Crashtag.Autonom.Fahren.Tödlich.“ zusätzlich auch unter dem Titel „Dino.Autonom.Fahren.Tödlich.“ am 23.04.2020 erschienen ist. Hm, das mag ich so gar nicht, wenn ein Buch unter zwei verschiedenen Titeln erscheint. Hier noch dazu im Abstand von nur 4 Tagen.

Fazit:

Alte Männer, alte Autos, verbrämt mit ein bisschen Hightech und einem Hauch investigativen Journalismus à la Watergate - das macht noch keinen Thriller. Hat mich leider nicht überzeugt, daher nur 3 Sterne.