Zwiespältiger Eindruck

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amena25 Avatar

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In ein paar Jahren könnte die Handlung schon Realität sein: Autos können autonom fahren, für diese Fahrzeuge ist sogar eine besondere Fahrspur reserviert. Allerdings hat die Technik doch noch ihre Tücken, sodass es immer wieder zu Kollisionen mit Fußgängern oder Radfahrern kommt.
Genau so ergeht es Fritz Graber, als er mit dem Rad auf dem Weg zur Arbeit von solch einem Autonomen über den Haufen gefahren wird.
Graber ist Journalist bei der Neuen Frankfurter Zeitung, hat aber seine erfolgreichsten Jahre schon hinter sich. Er liebt Oldtimer, was sich in der liebevollen und detaillierten Beschreibung der alten Modelle widerspiegelt, hat schräge Freunde und ist ansonsten eher ein einsamer Wolf. Eins seiner speziellen Hobbies ist Crashtag.com, eine Webseite, auf der schwere Unfälle weltweit präsentiert werden.
Als ein deutscher Unternehmer an der Côte d'Azur mit einem alten und seltenen Porsche verunglückt, weckt dies Grabers Neugier nicht nur wegen des Oldtimers. Er vermutet, dass es sich gar nicht um einen Unfall, sondern um Manipulation an dem edlen Wagen gehandelt haben könnte. Der tote Unternehmer stellte nämlich Sensoren für autonom fahrende Autos her, ein heiß umkämpfter Markt! Und schon sehr bald interessiert sich eine asiatische Firma für das Unternehmen. Grabers Ehrgeiz wird zusätzlich noch durch eine neue, junge Kollegin angestachelt, der er offensichtlich nicht nur beruflich etwas beweisen will.
Graber ist sehr ,,oldschool", aber für meinen Geschmack nicht immer im positiven Sinne. Dafür wirkt er stellenweise zu gemächlich, zu sehr Sonderling. Seine ,,Dialoge" mit Steve McQueen mögen vielleicht Autofans erfreuen, mich haben sie nicht so vom Hocker gerissen. Immerhin aber nimmt er sich selbst mal gern auf die Schippe, was ihn wiederum sympathisch macht. Die Handlung nimmt nach den ersten Drittel deutlich an Fahrt zu, allerdings wirkt sie mit den diversen Themen von autonomem Fahren, modernster Computertechnik, Wirtschaftskriminalität usw. auch etwas überladen.
Etwas irritierend sind stellenweise Sprünge in der Handlung, auch die Sprache wirkt für einen erzählenden Text oft zu sachlich, berichtähnlich und eher nüchtern.
,,Crashtag" vermittelt mit dem autonomen Fahren eine interessante Thematik, die aber durch zu viele Nebenaspekte etwas in den Hintergrund gerät. Man hat irgendwann das Gefühl, dass der Autor sich nicht so recht zwischen den vielen Möglichkeiten entscheiden konnte.