High School-Lovestory mit unbelehrbaren Protagonisten

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wacaha Avatar

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Sasha weiß genau wo sie hin will: An die Universität von Yale, um Medizin zu studieren und eines Tages das Erbe ihres Vaters anzutreten, der mitten in einem Forschungsprojekt durch einen Unfall tödlich verunglückte. Um in Yale angenommen zu werden tut Sasha alles, zieht sogar von der amerikanischen Westküste nach Boston, um durch einen Abschluss an der vornehmen Weston High School ihre Chancen auf einen Studienplatz zu erhöhen. Nebenbei hat sie so auch die Chance, die Familie ihres verstorbenen Vaters kennenzulernen, mit der dieser vor vielen Jahren gebrochen hat. Doch an der Ostküste ist nichts so, wie Sasha es sich vorgestellt hat: Die Schule stellt hohe Anforderungen und bringt sie an ihre Grenzen, ihre neuen Mitschüler stammen aus reichen Familien und verhalten sich ihr gegenüber größtenteils arrogant und dann ist da noch Ben… Ben ist Baseballspieler, Sohn eines reichen Schönheitschirurgen und der Star der Weston High. Ohne es zu beabsichtigen fühlen sich die beiden zueinander hingezogen, obwohl sie aus verschiedenen Welten kommen und jeder sich gerade auf ganz andere Dinge fokussieren sollte. Hat ihre Liebe eine Chance?

„Crazy in love“ von Emma Winter ist der Auftaktband einer neuen High School-Trilogie rund um die Liebe und Irrungen von Sasha und Ben. Das Cover hat mich zunächst aufgrund seiner Farbgebung angesprochen, beim näheren Hinsehen wirkt es aber leider nur noch irritierend, da man aufgrund des wilden Musters kaum den Klappentext lesen kann. Die Haptik ist sehr ansprechend, die Verarbeitung allerdings nicht besonders hochwertig, da bei meinem Exemplar die Bindung bereits beim ganz normalen Lesen gerissen ist – das sollte bei einem gut behandelten neuen Buch nicht vorkommen.

Ich muss ehrlich sagen, dass ich bei diesem Buch absolut Hin- und Hergerissen bin. Zunächst, was den Schreibstil von Emma Winter betrifft: Einerseits gibt es Passagen und Sprüche, die so locker-lustig sind, dass ich laut loslachen musste. Unterhaltsam war auch der ein oder andere Schlagabtausch der Protagonisten per Textmessage, ein Stilmittel, welches zusätzlichen modernen Pep in das Buch gebracht hat. Andererseits hat mich der häufige Gebrauch des S*** bzw. F***-Wortes sowie diverse Schreibfehler und häufige Wortwiederholungen doch sehr gestört. Insgesamt liest sich das Buch aber flüssig und ist unterhaltsam.

Der nächste Punkt, bei dem ich mir nicht sicher bin sind die Protagonisten. Sasha erscheint zunächst wie ein tolles, bewundernswertes Mädchen: Sie hat Ideale, ist spontan, klug, fleißig, zielstrebig und was mir vor allem gefallen hat: emanzipiert und unabhängig. Leider ändert sie sich in diesen Eigenschaften, sobald Ben die Bildfläche betritt. Nun ist Sasha teilweise sehr naiv und voller Vorurteile. Sie lässt sich leicht aus der Ruhe bringen und reagiert impulsiv, was gar nicht zu ihrer sonst so taffen, durchdachten Art passt. Auch Ben ist für mich eine inkonsistente Figur, es ist nicht wirklich nachvollziehbar, warum er sich in Bezug auf Sasha ganz plötzlich so extrem verändert, als wäre er ein neuer Mensch. Es wird leider nicht deutlich genug, was Sasha für ihn so speziell und besonders anderen Mädchen gegenüber macht, dass er plötzlich vom draufgängerischen Womanizer zum treusorgenden Boyfriend wird.

Die Geschichte um Sasha und Ben fand ich zunächst süß, sie hat sich nur leider ab der Hälfe in einem ständigen Kreislauf aus Trennung und Versöhnung verloren. Viele Ereignisse wiederholen sich und die Protagonisten lernen nichts aus dem bereits Erlebten, vielmehr (über)reagieren sie auf kindische Art und Weise, da sie sich offenbar trotz mehrerer Aussprachen immer noch nicht vertrauen. Leider hat das Buch dadurch wenig Tiefgang und bleibt oberflächlich und klischeehaft. Auch endet es komplett offen inmitten einer dieser Dauerschleifen, der Leser muss wohl noch die beiden Folgebände lesen, um zu erfahren ob die beiden ihre Zukunftsträume verwirklichen können und ob dies gemeinsam geschieht.

Trotz dieser Kritikpunkte hatte ich aber eine unterhaltsame Lesezeit und empfehle das Buch jedem, der eine seichte Liebesgeschichte zum Entspannen sucht und nicht zu viel Story erwartet.