Ein "Ich will unbedingt weiterlesen"-Buch!

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Meine Erwartungen an "Crazy Rich Asians" waren einigermaßen hoch, immerhin steht "der internationale Megaseller" groß auf dem Cover. Zugegebenermaßen glaubte ich nicht wirklich daran, dass meine Erwartungen auch erfüllt wurden - aber ich sollte mich täuschen.

Was hatte ich erwartet? Nun ja, zumindest ein besseres "Gossip Girl". Was ich bekam? Einen Roman, der mit genau der richtigen Portion Drama und jeder Menge Authentizität überzeugt. Wo man in "Gossip Girl" merkt, dass stark übertrieben wurde und die Welt der Reichen nicht wirklich so aussieht, denkt man beim Lesen von "Crazy Rich Asians" die ganze Zeit: Oh mein Gott, das ist alles so abgefahren, was hier gerade passiert, aber ich glaube mit jeder Faser meines Körpers, dass das genau so in der Welt der Superreichen abläuft. Man merkt einfach, dass hier ein Insider am Werk war, jemand, der sich in dieser Szene bestens auskennt - und zwar nicht nur, weil es unzählige asiatische Ausdrücke gibt, die mittels Fußnoten humorvoll erklärt werden, oder weil zig Luxusmarken genannt und Kleidungsstile beschrieben werden, mit denen nicht mal eine modebewusste Frau unbedingt etwas anfangen kann.

Der Schreibstil von Autor Kevin Kwan ist ebenso meisterhaft wie seine Recherche. Mühelos wechselt er zwischen zwei Absätzen die Erzählperspektive, ohne den Leser dabei ein einziges Mal zu verlieren. Und das ist allein deshalb schon eine Kunst, weil so viele Charaktere im Buch auftauchen, dass man leicht den Überblick verlieren könnte. Das passiert jedoch - auch dank des übersichtlichen und ebenfalls humorvoll gestalteten Stammbaums - nicht. Und das, obwohl ich zugeben muss, normalerweise mit zu vielen Personen gerne mal durcheinander zu kommen, gerade, wenn es sich nicht unbedingt um westliche Namen handelt.

Das, was "Crazy Rich Asians" für mich zu einem "Ich will unbedingt weiterlesen"-Buch gemacht hat, war die subtile Spannung, die sich von Seite zu Seite steigert und das Erahnen dieses bösen Showdowns, der dann auch kommt, sich aber nahtlos einfügt und keinesfalls überdramatisiert wirkt. Wer auf Intrigen und Familiengeheimnisse steht, kommt hier ganz sicher auf seine Kosten.
Auch die Charaktere sind so anschaulich beschrieben, dass sie sofort authentisch wirken und man selbst denjenigen Charakteren gern folgt, deren Ansichten und Werte man absolut nicht teilt.

Ich habe keinerlei Kritikpunkte an "Crazy Rich Asians", weshalb ich das Buch uneingeschränkt all jenen empfehlen möchte, die einen authentischen Blick in die Welt der Superreichen werfen und die feine Ironie genießen möchten, mit der Kevin Kwan seine Geschichte erzählt.