Gossip Girl in Singapur

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skaramel Avatar

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Man nehme eine Prise Gossip Girl, lösche die Upper East Side und füge Singapurs High Society hin – et voilá, da haben wir Crazy Rich Asians, Kevin Kwans Roman. Hier geht es um Rachel, die endlich die Familie ihres Freundes Nick kennenlernen darf. Beste Gelegenheit? Familienbesuch in Singapur. Doch schon kurz nach der Ankunft wird klar, dass Nick nicht bloß reich, sondern reich reich ist. Er und seine Familie gehören zu der obersten Schicht der Superreichen und bleiben gerne unter sich. Plötzlich muss sie sich mit Dingen auseinandersetzen, die ihr in Amerika und ihrer Erziehung gänzlich fremd sind. Erbreihenfolgen, Neid und Missgunst, aber auch schillernder Reichtum in Form von privaten Flugzeugen, Shopping ohne Grenzen und kurzen Ausflügen quer um die Welt.
Was wie ein schöner Traum klingt, wird alsbald zum Gegenteil. Denn Reiche bleiben gerne unter ihren Gleichen und lassen das Neuankömmlinge wie Rachel schnell spüren. Was jetzt wie ein langwieriger Roman über die Höhen und Tiefen von Nicks und Rachels Beziehung klingt, ist aber viel mehr eine Satire Kwans über das unfassbar reiche Asien mit ihren Grundproblematiken: der wahnsinnige Konsum, aber auch der Fokus auf Blutlinien, Verwandschaftsgrade, sobald es um die Ehe geht. Denn Nick, mit blauem, singapurischem Blut bringt seine amerikanische, chinesische Freundin Rachel mit nach Singapur. Alsbald ist seine Familie beunruhigt, dass sie nur hinter dem Geld der Familie her ist. Warum sie das denken? Nicht, weil Rachel den Anschein danach macht, sondern weil sie aus dem Festland Chinas kommt und alleinerziehend groß gezogen wurde. Kwan verdeutlicht damit – auf eine fast lustige Weise – dass dieses alte Denken immer noch vorherrscht. Dass gerade die jungen Generationen wie Nick, aber auch seine Cousine Astrid, zwischen den Kulturen festhängen. Versuchen sie es doch irgendwie der ehrwürdigen Großmutter traditionell recht zu machen, kennen und leben sie aber auch die Vorzüge des modernen Lebens.
Crazy Rich Asians ist daher witzig, smart und einfach zu lesen, obwohl der Einstieg sicherlich hart ist. Es sind viele Namen, viele Geschichte und wenige davon werden wirklich vorgestellt. Dafür hat Kevin Kwan jedoch auf den ersten Seiten den Familienstammbaum verzeichnet, wonach man nach den ersten hundert Seiten dankbar sein wird.
Zwar gibt es hier und da kleine Ungereimtheiten, jedoch ist Crazy Rich Asians eine wahnsinnig nette Unterhaltung, die sich von den vielen, vielen Büchern ausnahmsweise mal unterscheidet und sei es nur am Schauort.
Wer also einen spannenden und zeitgleich gossiplastigen Roman lesen mag, der wird mit Kevin Kwans Roman gut bedient sein.