Geheimnisse und Gegensätze

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lilli Avatar

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Die Aufmachung des Buches mit den warmen, leuchtenden Farben spiegelt förmlich einen heißen, feuchten Ort wieder und trifft irgendwie genau den Inhalt des Buches, da beim näheren Hinsehen kein unbedingt schöner Ort dargestellt wird. Eher geheimnisvoll. Toll gemacht. Gefällt mir richtig gut.

Kann der Inhalt mit dem Cover mithalten? Ja er kann.
Man begegnet beim Lesen immer wieder diesen Gegensätzen.

Die Geschichte wird aus der Sicht von Ted erzählt (Ich-Erzählung). Ted lebte als Polizist mit Frau und Kind in Sydney bis sich sein Leben innerhalb weniger Minuten völlig veränderte. Er stand als Pädophiler vor Gericht. Ihm wird Entführung, Misshandlung und Vergewaltigung einer Minderjährigen vorgeworfen. Aus Mangel an Beweisen wird er zwar freigesprochen, aber die Öffentlichkeit und die Medien haben ihn verurteilt, sodass er die Stadt verlassen musste. In Crimson Lake, einer Kleinstadt, versucht er unter neuem Namen neu anzufangen. Er findet bei Amanda Pharrell als Privatermittler einen Job.
Amanda ist die zweite Hauptperson, die wegen angeblichen Mordes an ihrer Freundin mehrere Jahre im Gefängnis gesessen hat. Beide versuchen das Verschwinden eines Schriftstellers aufzuklären.
Candice Fox hat diese drei Handlungsstränge gekonnt miteinander verknüpft, ohne dass der Leser überfrachtet wird. Die Story ist leicht verständlich und abwechslungsreich. Es kommen keine ausgearbeiteten, blutigen Details vor. Die Geschichte wird von der Schriftstellerin durch die Geschehnisse der Vergangenheit und der beteiligten Menschen immer wieder vorangetrieben. Die Ermittlungen am eigentlichen Fall des Schriftstellers Scully, die privaten Ermittlungen von Ted zum Mord von Amanda, da er an den Ergebnissen zweifelt, und schließlich seine eigene „Enttarnung“.
Für mich liegt der Schwerpunkt der Story weniger auf den üblichen Thrillerelementen (wie Ermittlung, Zeugen, Beweise), sondern mehr in den beteiligten Personen selbst, was den Roman herausstechen lässt. Nicht der Fall sondern die beiden Hauptfiguren sind vorherrschend. Dabei sind sie nicht die Sympathieträger, die man erwartet. Ted ist durch die Medien vorverurteilt und hat mit dem Verlust seines bisherigen Lebens zu kämpfen. Er zeigt sich einerseits sympathisch als „Gänsevater“ und im nächsten Moment ohne großen Kampfgeist. Er nimmt manches einfach so hin. Auch als Leser zweifelt man manchmal. Amanda hat es mir noch etwas schwerer getan. Sie ist für mich eine durchgeknallte, intelligente Frau. Richtig warm bin ich mit ihr noch nicht geworden. Sie zeigt sich schrullig, schwer einschätzbar und auch gefährlich.
Die Schriftstellerin hat hier ein Ermittlerduo auf den Weg gebracht, dass durch die jeweilige Vergangenheit geprägt wurde. Beide sind starke Figuren, die hier ihren ersten Aufritt haben. Wer sich auf dieses Buch einlässt wird einen guten Schmöker vorfinden, den man einfach nicht aus der Hand legen kann.
Für Personen, die eher Romane mit klassischem Thrilleraufbau lesen, würde ich zu einem Versuch raten, wenn man sich auf ungewöhnliche Ermittler einlassen kann.