Cut

Empfehlenswerter Debütroman

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„Cut“, den Erstling von Amanda Key Williams, habe ich gerne gelesen und das letzte Kapitel mit Freude beendet, weil es endlich mal wieder ein Buch ist, das mich als Leserin rundherum zufrieden zurücklässt!

Keye Street, promovierte Verhaltenspsychologin, aufgrund ihrer Neigung zum Alkohol jedoch nur noch Ex-Profilerin und aktuell „nur“ als Kautionseintreiberin und Privatdetektivin tätig, wird von ihrem alten Freund Lieutenant Rauser reaktiviert, als Atlanta von einer Reihe von brutalen Morden heimgesucht wird.

Mit detaillierten Beschreibungen von Land und Leuten entführt die Autorin ihre Leserschaft nach Atlanta, in die Hauptstadt des Bundesstaates Georgia, und lässt sie tief eintauchen in die Südstaatenatmosphäre. Nicht zuletzt durch die appetitanregenden Beschreibungen der kulinarischen Genüsse der Protagonisten fühlt man sich sehr schnell in der dortigen Gegend heimisch.

Die Geschichte überzeugt durch einen gut durchdachten Plot. Auch wenn der Täter aufgrund von versteckten Hinweisen zu erahnen ist, gab es schließlich doch noch eine Überraschung für mich. Das Ende ist in sich schlüssig, für mich blieben keine wesentlichen Fragen offen, der Schluss kam nicht zu schnell, alles in allem ein „rundes Ende“.

Was macht jedoch die eigentliche Stärke dieses Buches aus? Es sind eindeutig die Figuren, die die Autorin ins Leben gerufen hat. Ihre Charaktere sind in sich stimmig und sie überzeugen durch Lebensnähe; schnell hatte ich ein Bild von den unterschiedlichen Personen vor Augen.

Insbesondere mit der Protagonisten Keye Street hat die Autorin einen facettenreichen, hochinteressanten (Serien-)Charakter erschaffen, über den ich sehr gerne mehr lesen möchte. Trotz aller Ecken und Kanten ist die ehemalige Profilerin mit asiatischem Großvater und amerikanischen Adoptiveltern eine durchaus sympathische Figur, die ich auf Anhieb gerade wegen ihrer lakonischen und bisweilen äußerst ironischen Sichtweise der Dinge mochte. Williams schafft eine gute Verbindung zwischen ihrer Protagonisten und der Leserschaft, so dass man sich auch als Außenstehender sehr gut in Keye Street hineinversetzen und mitfiebern kann. Auch wenn man in diesem Buch schon viel über sie erfährt, hat sie doch einerseits eine sehr turbulente Vergangenheit aufzuweisen, hinsichtlich dieser es noch viel über sie zu entdecken und zu erfahren gibt. Andererseits steckt in dieser Figur noch viel Entwicklungspotential, so dass ich mich hoffentlich noch auf mehrere Geschichten mit ihr freuen kann.

Kritisch ist aus meiner Sicht anzumerken, dass die Geschichte teilweise einige Längen aufweist, aber das verzeihe ich bei einem Erstling, der ansonsten durch gute Qualität überzeugt, gerne. Für meinen Geschmack verzettelt sich die Autorin damit, dass sie ihre Protagonistin – insbesondere als der eigentliche Fall sehr spannend wird – zu oft und zu ausführlich ihrer Arbeit als Kautionseintreiberin und Privatdetektivin nachgehen lässt. Auch wenn diese Geschichten interessant und auch in Teilen amüsant sind, hemmt es doch die Entwicklung der Hauptlinie zu sehr und behindert unnötigerweise den Spannungsaufbau.

Nicht unerwähnt bleiben sollte auch, dass die Autorin gerade bei Tatorten und auch im Internetblog des Mörders sehr detaillierte Beschreibungen von Brutalitäten und grausamen Phantasien bietet – eventuell nicht jedermanns Geschmack.

Das puristische, dennoch aber nicht minder beeindruckende Cover gefällt mir sehr und hätte auch in einer Buchhandlung mein Interesse geweckt. Für meinen Geschmack passt es auch gut zu der Geschichte, die Williams in ihrem Erstling erzählt.

Fazit:

Die erste Geschichte um Keye Street hat mir trotz kleiner Schwächen ausnehmend gut gefallen. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung an Krimi- und Thrillerfans!