Gesellschaftsportrait

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Durch diese Leseprobe von Edith Wharton bekommt man ein Gefühl für ein Leben der Belanglosigkeiten: Stundenpläne im Halbstundentakt für die First Ladies der New Yorker Gesellschaft, Schönheitswahn wechselt sich ab mit pseudosportlichen Übungen wie Eurythmik und Gymnastik, das Ganze wohl auch planlos - nach dem Turnen Schönheitspflege, dann wieder Sport, dazwischen Besucher empfangen.... Total irre, aber dafür da, die Zeit totzuschlagen. Erinnert sehr an den großen "Gatsby", der auch von dieser Upper Class berichtet, in der vor allem auch Frauen nur zur Zierde da sind.
Nona Manford hat so eine Mutter und auch wenn ihr eigener Stundenplan überquillt, merkt sie doch, wie hohl so ein Leben ist. Ihr Bruder hat standesgemäß geheiratet und das erwartete Kind in die Welt gesetzt, doch seine Ehe ist nicht vollkommen glücklich... Die LP liest sich flüssig und charmant, auch ironisch, Edith Wharton ist selbst in dieser Upper Class aufgewachsen und hält ihr den Spiegel vor. Sie beschreibt wunderbar die gesellschaftlichen Zwänge dieser Zeit und eigentlich könnte dieser Roman auch in die heutige Zeit transportiert werden, wenn wir in Society Zeitschriften lesen, was unsere VIPs und Modells den ganzen Tag so treiben, an welchen "Hot spots" man zugegen sein muss. Für mich ist dieser Roman also sehr aktuell und es ist wunderbar, dass er wohl wieder aufgelegt wurde. Ich würde mich über ein Leseexemplar hier sehr freuen!