Gesellschaftssatire vom Feinsten!

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zauberberggast Avatar

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Edith Wharton beschreibt mit unglaublich spitzer Zunge und satirschem Können den geschäftigen ennui einer Societylady (Pauline Manford) im New York der 20er Jahre. Es ist wirklich erstaunlich wie alles dem Heute ähnelt, das doch auch so oft von einer Geschäftigkeit getrieben ist, die sich nicht lange mit dem Sinn derselben auseinandersetzen kann und will.
Ich finde es toll dass hier ein Klassiker neu übersetzt und wunderschön herausgegeben ebendieser Gesellschaft präsentiert wird und evtl. auch den Spiegel vorhält.
Zur bisherigen Handlung: ich finde es spannend zu lesen wie sehr sich die jüngere Generation von den karitativen Bemühungen der Elterngeneration (in Form von Mrs. Manford) abhebt. Die Tochter (Nona) und Schwiegertochter (Lita) sind sich viel zu bequem um sich mit Problemen anderer auseinanderzusetzen und bewegen sich lieber auf dem Parkett der schönen - und doch oft langweiligen - heilen New Yorker Societywelt. Da frägt es sich dann auch ob die Ehe mit Jim Wyant, Nonas Halbbruder, für Lita nicht auch irgendwann langweilig wird? Des goldenen Käfigs wird jeder auch noch so zufriedensatte Insasse einmal überdrüssig. Es stellt sich die Frage wie sich die anfängliche Konstellation im Laufe des Buches ändert und welche Paarungen das New Yorker Parkett noch so bereithalten wird. Ein spannender Gesellschaftsroman!
Ich finde hier passen Form und Inhalt perfekt zusammen - man fällt selbst in eine richtig positive Dämmerschlafparalyse beim Lesen. Ein hervorragendes Buch, das niemals enden mögen (obwohl es das leider irgendwann wird).