New York Upper Class

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mysty Avatar

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Mrs Manford ist verheiratet in zweiter Ehe mit einem Anwalt. Sie hat einen Sohn(Jim) aus erster Ehe und eine Tochter(Nona) mit ihrem aktuellen Mann. Mrs Manford Terminkalender ist immer voll, fast nahtlos schließt ein Termin auf den nächsten. Dadurch sind die jeweiligen Termine sehr zeitlich begrenzt, wenn etwas nicht klappt gerät sie in Zeitnot und es bedarf einer extremen Umplanung. Selbst für ihre Tochter hat sie keine Zeit, wenn diese nicht rechtzeitig eingeplant wird. Neben Eurythmischen Übungen und Maniküre, sind auch die Besprechung mit der Köchin wegen des abendlichen Dinners und der Empfang der Muttertagsabordnung zu wichtig, als ihrer Tochter Zeit einzuräumen. Dabei hat diese Sorge wegen der Ehe ihres Halbbruders, denn sie hat das Gefühl, dass dessen Frau Lita, mit der Nona außerdem befreundet ist, sich langsam in der Ehe langweilt und befürchtet, dass sie der Ehe mit Jim langsam überdrüssig wird. Dieser Gedanke übersteigt jedoch Mrs Manfords Vorstellungsvermögen, schließlich ist Jim und die Familie Manford doch das Beste, was dem Waisenmädchen Lita passieren konnte. Außerdem muss sie verhindern, dass der Mahatma, von dem sie wirklich viel hält,unter anderem, weil sie durch seine Übungen abgenommen hat,, duch die Nachforschungen ihres Mannes in Misskredit gerät und möglicherweise ein Skandal entsteht.

Edith Wharton hat diesen Roman in der Zeit geschrieben, in der er spielt. Es handelt sich also nicht um eine recherchierte, zurückblickende Zeitstudie, sondern um einen realen, zeitgleichen Einblick in die (für uns zurückliegende) vermeintlich schillernde Zeit der Zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts. In wechselnden Kapiteln sind Nona und ihre Mutter jeweils im Mittelpunkt der Erzählung. Dadurch das zunächst die eigentliche Hauptperson "Mrs Manford" genannt wird, behält der Leser eine gut zum Roman passende Distanz und eine gewisse Nähe entsteht nur zu Nona, die, obwohl sie ihr Leben auch nur mit Sport,Tanz und gesellschaftlichen Events füllt, weniger oberflächlich wirkt, als ihre Mutter. Vermutlich, weil die Autorin diesen Charakter mehr menschliches verleiht, indem sie sich Sorgen um ihren Bruder machen lässt. Im Übrigen zeigt der Text einen Einblick in eine (durch Oberflächlichkeiten) bestimmte Amerikanische Upper Class einer vergangenen Zeit, die aber, wenn man heutigen Berichten über Prominente glauben kann, durchaus einen Bezug zur heutigen Zeit hat. Der Text ist insgesamt gut und verständlich geschrieben und einige Begriffe sind mit Fußnoten markiert, werden also vermutlich im Buch noch genauer erklärt.

Ich war sehr neugierig auf diese Leseprobe, da ich hier bei Vorablesen mit "Das Beste von allem" von Rona Jaffe schon einmal ein "altes" Buch vorab lesen durfte. Dieses Buch hat mir damals sehr gut gefallen, da es einen ganz besonderen Blick auf eine vergangene Zeit ermöglichte. Ähnliches erwartete ich mir auch von diesem Roman und die Leseprobe läßt dies auch so erwarten. Es soll ein der bösesten Bücher von Edith Wharton sein, die mir als Autorin bisher nicht bekannt war, und so erwarte ich, dass die bereits erkennbare Oberflächlichkeit und das Festhalten an gesellschaftlichen Konventionen sich noch mehr zu spitzt und eine Gesellschaftsstudie entsteht, die vielleicht auch einen kritischen Schatten auf die heutige Zeit wirft. Ich war ziemlich überrascht, als ich am Ende der Leseprobe angekommen war, denn ich hätte gerne weiter gelesen...so hinterläßt diese Leseprobe bei mir eine gewisse Spannung und Neugier auf dieses Buch, welches ich schon gern ganz lesen würde...