Dämmerschlaf

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calimero Avatar

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Pauline Manford gehört zu den Oberen Zehntausend von New York der 1920er Jahre und hat dadurch jede Menge Verpflichtungen, denen sie nachkommen muß. Nicht nur ihre erwachsenen Kinder Jim und Nona halten sie auf Trab, sondern auch die abendlichen Gesellschaften, die Sorge um kosmetische und spirituelle Treffen und die ganze noble Gesellschaft. Ihr Sohn Jim macht ihr ganz besonders viele Sorgen, denn Jims außergewöhnliche Frau Lita hat die Nase voll von ihrem kurzen Eheleben und langweilt sich maßlos, außer wenn sie mit ihrer Schwägerin Nona auf abendlichen Veranstaltungen über das Tanzparkett wirbelt. Auch Nona, ihre sensible und ein wenig in sich gekehrte Tochter, lässt Pauline sich immer wieder sorgen, denn Nona ist im heiratsfähigen Alter, denkt aber im Traum nicht daran zu heiraten, sondern vergnügt sich lieber mit Lita beim allmittäglichen Sportprogramm oder abends in den Clubs. Und ihr Mann Dexter, der erfolgreiche und ständig überarbeitete Anwalt? Dexter findet das Leben seiner Frau einfach nur stressig, so minutiös, wie sie es jeden Tag durchplant und hat nach all den Jahren kein offenes Ohr mehr für ihre Sorgen und keine Lust mehr auf ihre ständigen Abendgesellschaften. Er wendet sich eher seiner Schwiegertochter Lita zu. Der Plan ist Ostern gemeinsam auf dem Land in ihrem wunderschönen Anwesen zu verbringen, um Lita auf andere Gedanken zu bringen und eine Scheidung zu vermeiden.

Edith Wharton beschreibt amüsant und sehr überspitzt das Leben einer Familie der besseren Gesellschaft, ein Leben wie es oberflächlicher nicht sein kann. Die Charaktere sind sehr ausgeprägt beschrieben und erinnern an 'Die Frauen von Stepford'. Der Titel ist sehr treffend gewählt, denn diese ganze New Yorker Familie befindet sich im Dämmerschlaf und keiner hat den Mut daraus auszubrechen, aufzuwachen und ein eigenes Leben nach eigenen Vorstellungen und mit eigenen Gefühlen zu beginnen.