Die goldenen 20iger

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mastar Avatar

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Edith Whartons "Dämmerschlaf" spielt in New York in den 20iger Jahren des 19. Jahrhunderts und handelt von dem Leben der Familie Manford. Das Leben dieser Familie ist geprägt durch rauschende Parties, glanzvolle Tanzveranstaltungen und natürlich ganz viel Shoppen. Da das ganze wirklich in Stress ausarten kann, darf die persönliche Entspannung nicht zu kurz kommen. Daher braucht man noch Termine für Massagen, Mani- und pediküre usw. Vor allem der Terminkalender von Frau Manford ist daher immer überfüllt, was sie jedoch nicht daran hindert in verschiedenen wohltätigen Organisationen mitzuwirken. Dabei ist natürlich immer wichtig, auch ja auf den guten Ruf zu achten. Es darf ja nicht über einen gelästert werden.
In diese bunte Welt entführt uns Edith Wharton und zeigt auch die Schattenseiten einer High Society Familie auf. So ist beispielsweise Frau Manford bereits geschieden und ihr Ex-Mann leidet neben Alzheimer auch an einer Alkoholsucht. Auch die Tochter ist kein unbeschriebenes Blatt und hate eine Affaire mit einem verheirateten Mann.
Das war es dann jedoch schon, was als Handlung in dem Buch geschieht. Obwohl der Leser keinen rechten Bezug zu den einzelnen Figuren aufbauen kann und es auch keine Hauptfigur im eigentlichen Sinne gibt, hat Wharton mit diesem Werk einen herrlich skurrilen, gesellschaftskritischen Roman rausgebracht. Wharton weiß wovon sie schreibt, da sie selbst aus einer reichen Familie der Upper Class stammt und damit mit den Problemen dieser täglich konfrontiert war. Die Handlung des Buches spielt nicht nur in den 20iger Jahren des 19. Jahrhunderts, es wurde auch zu der Zeit geschrieben. Das ist insofern interessant, da die Themen, die in diesem Buch eine große Rolle spielen (beispielsweise Konsumsucht und Sekten) auch heute noch aktuelle Themen sind. Ich denke, dass das ein wichtiger Faktor ist, warum dieses Buch auch heute noch von literarischer Bedeutung ist.
Fazit: Dämmerschlaf ist ein gessellschaftskritischer Roman, der im engeren Sinn keine eigentliche (spannende) Handlung beschreibt. Die Kritik erfolgt nicht direkt, der Leser ist daher gezwungen, zwischen den Zeilen zu lesen. Der Schreibstil ist sehr gewöhnungsbedürftig und der Lesefluss des Buches wird durch die vielen Fußnoten gestört. Sehr gut finde ich das Nachwort welches dem Leser die wichtigsten Details aus dem Leben von Edith Wharton aufzeigt und die manche "Eigenheiten" des Buches erklärt.