Liebe und Fantasy

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lilli Avatar

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Das Buch der Autorin Julia Talbot finde ich nicht leicht zu beurteilen. Ein großes Lob für die Umschlaggestaltung. Die hat mir richtig gut gefallen. Weiterhin positiv ist mit der Schreibstil aufgefallen, der ist leicht und flüssig, sodass man die Geschichte schön schmökern kann. Es ist kein Buch, das mich ständig beschäftigt hat, ich konnte es gut unterbrechen und mühelos wieder da anknüpfen, wo ich die Geschichte verlassen hatte.

Nun zur Geschichte:
Die beiden Hauptfiguren Anna und Carl Weller machten es mir als Leser nicht leicht.
 Anna hat sich mit ihrer Freundin selbstständig gemacht und betreibt eine kleine PR Agentur. Man hat das Gefühl, sie steht mit beiden Beinen im Leben und weiß was sie will. Schnell wird klar, dass dem nicht so ist. Im Verlaufe der Geschichte kommt sie mir dann immer naiver vor. In ihrem Gefühlschaos schmachtet sie in einem Augenblick Weller an, macht alles was er will ohne auch nur etwas zu hinterfragen, und im nächsten Moment schmeißt sie alles hin und zieht sich in ihr Schneckenhaus zurück.
Weller, der bezeichnender Weise nie Carl im Buch genannt wird (zumindest ist es mir nicht aufgefallen), ist ein abgebrühter Geschäftsmann, dem Gewinnerziehlung vor allem steht. Er kommt anfangs einfach nur tiefgekühlt herüber, gibt nur Befehle, keine Erklärungen. Im Gegensatz zu Anna, zeigt er im Laufe der Geschichte aber immer mehr, dass er auch anders, weicher, sein kann. So kümmert er sich, um den Vater von Anna und sorgt dafür, dass er wohne bleiben kann. So wie Anna bei mir im Verlaufe der Geschichte Rückschritte macht, macht Weller dagegen Fortschritte. Diese für mich gegenläufige Entwicklung der Beiden wird erst im letzten Teil des Buches etwas aufgefangen (wobei mich doch etwas gestört hat, dass er nach dem Showdown erst einmal den Papierkram erledigen musste). Ganz klar ist mir auch nach dem Zuklappen des Buches nicht, warum die Beiden überhaupt ein Liebespaar sind.
Was mich aber richtig gestört hat, sind die fehlenden Erklärungen und offenen Fäden in der Story. Wenn man vorher noch nie etwas beispielsweise von Ghule gehört hat, wird man im Regen stehen gelassen. Die dämonische Welt ist eher ein Nebenschauplatz. Ereignisse passieren ohne weitere Erläuterung, vieles bleibt ungeklärt. Hier steht für mich einfach der Verdacht im Raume, dass die Fantasy-Aspekte zwar Grundlage der Geschichte waren, aber darüber hinaus keine Rolle spielen sollten. Schade! ![](http://www.vorablesen.de/modules/fckeditor/fckeditor/editor/images/smiley/msn/sad_smile.gif)
Aber auch im Ablauf der Geschichte gibt es immer wieder Andeutungen, die dann im Raume stehen, ohne weiter verfolgt zu werden. Was ist mit dem Mitarbeiter Sam und der IT-Spezialistin? Steckt hier mehr hinter ihren Fragen?
Ich hatte am Schluss das Gefühl, das Buch wäre keine abgeschlossene Geschichte, sondern der erste Band einer Reihe. Es wurde einfach vieles auf später verschoben oder blieb offen.

Fazit: Für Liebesromanleser als unterhaltsames Werk für zwischendurch geeignet, wenn man akzeptiert, dass die Dämonenwelt kaum eine Rolle spielt. Der Schreibstil ist flüssig und die Aufmachung gut gelungen. Für Fantasy-Leser bleibt dagegen vieles offen, ungeklärt oder erst gar nicht erwähnt. Da passt der Klappentext einmal, da das Buch als Romance und nicht als Fantasy veröffentlich wurde. Für mich war das Buch gut, aber leider nicht mehr.