Anja demonstriert und landet für 10 Tage im Gefängnis. Trauriger Alltag in Russland, hier schon auf den ersten Seiten gut geschildert und aufbereitet. Womöglich lässt die Autorin eigene Erfahrungen einfließen. Ich erhoffe mir viele Einsichten in das Leben in Russland und bin angetan von der detaillierten Beschreibung der Abläufe in der Polizeidienststelle und im Gericht sowie der Aufnahmeprozedur in der Haftanstalt. Was mich erstaunt hat: Die Ordnungshüter wirken ziemlich nett und korrekt, die Betroffene ist trotz ihrer Festnahme gefasst und die Mitinsassinen sind freundlich und offen. Als Anja in ihrer Zelle ankommt, wird munter small-talk über die Haftgründe geführt, Scharade folgt, man bietet Anja sogar Tee an. Die Atmosphäre wirkt wohlig warm. Ich bin neugierig darauf, zu erfahren, ob das so bleibt, auf die Schilderung des Haftalltags und auf die Hintergründe der Insassinen.