Dampfnudelblues

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
jule1 Avatar

Von

Zuerst dachte ich, dass es mir schwer fallen würde, diese Rezension zu schreiben, weil ich das Gefühl hatte, mit meinem Urteil sehr zerissen zu sein. Das bin ich nach einem Tag Nachdenken nicht mehr und meine Meinung hat sich verfestigt.

Lese ich den Roman als einen Roman aus Niederbayern mit all den schrulligen Personen und ihren Schwächen und Vorlieben, genieße ich die Lebensfreude und das gute Essen, dass in wunderbaren Bildern auftaucht, dann habe ich viel Spaß. Ich lerne einen grantelnden Komissar kennen, der unter seiner harten Schale einen sehr weichen Kern hat. Der seiner Susi hinter her trauert und dies nicht zugeben mag, genauso geht es ihm mit seiner Babynichte. Er ist doch ganz stolz darauf, dass nur er allein sie zum Schlafen bringen kann! Nur zugeben kann er es nicht, wahrscheinlich geht ihm dann etwas von seiner Männlichkeit verloren. Insofern ist die Geschichte mit einem stimmigen Charakter des Protagonisten aufgebaut. Das gefällt mir gut. Ich will sagen, wäre der Roman kein Krimi, sondern einfach eine schöne niederbayrische Geschichte, dann hätte er mir sehr viel Spaß gemacht.

Was mir konsequenterweise aber überhaupt nicht gefällt, ist der Krimi an sich und wie "der Franz" seine Arbeit tut. Denn eigentlich läuft alles so nebenher, selbst bei einem Mord ist das so. Viel wichtiger ist ihmdas Verhältnis zu seiner Oma, die Eifersucht in Bezug auf seinen Bruder und die Liebesgeschichte zu Susi. Und da gab es für mich nicht mehr viel zu lachen, denn in einer Zeit, die immer mehr zu verrohen droht, stößt mich die Sprache und die Schnoddrigkeit einfach nur ab. Auch wenn der Ermordete ein unangenehmer und ungeliebter Zeitgenosse war , so berechtigt das noch lange nicht dazu, dem Leser zu suggerieren, dass es eigentlich nicht schade um ihn war, dass ihn niemand vermisst usw. Und ganz ehrlich muss ich sagen, dass ich irgendwann nicht einmal mehr mitbekommen habe, wie der Franz den Fall überhaupt aufgeklärt hat. Aber vielleicht habe ich da auch nur noch gelesen, ohne wirklich dabei zu sein. Spätestens da habe ich gemerkt, dass mich der Dampfnudelblues nicht wirklich gefesselt hat.

Dampfnudeln finde ich aber nach wie vor oberköstlich und werde sie bald einmal nach Omas Rezept machen.