Eberhoferartig

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Das Haus von Realschuldirektor Höpfl wurde verunziert. “Stirb du Sau” prangt es in großen, purpurroten Lettern strahlend vom weißen Rauputz herunter. Franz Eberhofer, der Polizist von Niederkaltenkirchen, nimmt die Sache zunächst locker. Ein Jungenstreich aus der Schule. Schließlich ist der Direktor alles andere als beliebt. Dann verschwindet Höpl spurlos, taucht allerdings einige Tage später unverhofft und ohne Erklärung wieder auf. Das kommt dem Franz dann doch ziemlich merkwürdig vor. Und so wundert es ihn nicht, als er einige Tage später zu einer “Bahnleich” gerufen wird, deren abgetrennter Kopf sich als der Schädel des Schulleiters herausstellt.

 

Nach der Aufklärung des Vierfachmordes aus seinem ersten Fall, ist in Niederkaltenkirchen ein bisschen Ruhe eingekehrt. Nicht so beim Franz zu Hause. Leopold, sein verhasster Bruder, ist gerade Vater geworden und lädt die kleine Tochter gern zum Aufpassen bei Vater und Oma ab. Und da “Zwerg Nase” nur beim Franz glücklich und zufrieden ist, muss der öfter als ihm lieb ist Babysitten. Auch in der Liebe läuft es schlecht. Als er nach einem Schäferstündchen seine Susi auf ihre beginnende Cellulite aufmerksam macht, hat die nichts besseres zu tun als nach Italien zu fahren und sich einen schicken Luca Toni Verschnitt anzulachen. Und weil er die Susi vergrault hat, bestraft ihn die Oma kulinarisch: mit Essensentzug. Da kommt es dem Franz fast schon wie Erholung vor, nach dem verschwundenen Schulrektor zu suchen und später dessen Tod aufzuklären.

 

“Dampfnudelblues” ist der zweite Krimi von Rita Falk und ein gute Laune Buch der besten Sorte. Sprachlich derb und einfach, aber in seiner ganz speziellen Art umwerfend. Der Kriminalfall spielt eine eher beigeordnete Rolle. Viel wichtiger sind die großen und kleinen Dinge des Lebens, mit denen sich der Ich-Erzähler Franz herumschlagen muss. Als er beispielsweise zu einem Nachbarschaftsstreit um ein Hausthermometer gerufen wird, das der Bewohner des Erdgeschosses für einen Euro erworben und angebracht hat. Auf das der Mieter des ersten Stockes aber auch täglich einen Blick wirft. Unerlaubt und unentgeltlich sozusagen. Der schmarotzende Nutzer hat zwar angeboten, einen Anteil von fünfzig Cent zu bezahlen, das lehnt der Besitzer aber strikt ab. Als keine Einigung zu erzielen ist, schießt Franz das Thermometer kurzerhand kaputt. Denn was hätte er tun sollen. Beide in eine Selbsthilfegruppe für Thermometerspanner schicken?

 

Solche und ähnliche Stellen gibt es zuhauf und sie machen den Charme dieser Reihe aus. Franz verhält sich oft unsinnig, irrational und infantil. Aber er hat das Herz auf dem rechten Fleck und einen ganz eigenen Sinn für Gerechtigkeit und Loyalität. Er handelt zwar selbst nicht immer ganz ehrenhaft, aber seine Unredlichkeiten sind in der Regel harmlos. Da werden der Papa und die Oma kurzerhand per Dienstpistole auf dem Standstreifen am Stau vorbeigelotst. Der Dienstausweis gezückt, wenn es gilt der Oma und ihren “ausfliegenden” Landfrauen einen Paradeparkplatz auf dem überfüllten Donaueinkaufszentrum zu beschaffen und das eigene Strafgeld wegen Falschparken kurzerhand von einer im Halteverbot stehenden Geschäftsfrau wieder eingetrieben.

 

Das sich der Tod des Höpfl dann doch als Mord herausstellt, beweist den richtigen Riecher des Landpolizisten. Und selbstverständlich wird der Fall aufgeklärt. Nur ganz anders, als man es von der herkömmlichen Genreliteratur gewöhnt ist. Eberhoferartig eben!