Federleicht

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alasca Avatar

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Zugegeben, ich war etwas skeptisch, als ich den Roman von Rita Falk zu lesen begann, denn humoristische Texte finde ich manchmal extrem anstrengend. Aber dieser war anders.

Zwar ist der Held ziemlich gewöhnungsbedürftig; Franz Eberhofer, strafversetzter Dorfpolizist, Bewohner eines umgebauten Saustalls auf dem Hof seines Vaters, sagt immer exakt, was er denkt, und das ist selten politisch korrekt. Im Dienst zu häuslichen Streitigkeiten gerufen, tendiert er dazu, diese durch unkonventionellen Einsatz der Dienstpistole nachhaltig zu lösen. Persönlichen Konflikten begegnet er durch Provokation oder gar nicht, und außerdem könnte ihm nichts peinlicher sein, als bei einer freundlichen Handlung ertappt zu werden. Oder gar, sich einzugestehen, dass er für Susi, seine Freundin oder auch nicht, doch eine ganze Menge übrig hat. Auch dass seine halbasiatische Nichte Uschi, drei Monate alt und von ihm Sushi genannt, sich nur auf seinem Arm beruhigen will, ist ihm zutiefst suspekt. Der Franz ist also nicht gerade vom Typ Prince Charming.

 

Und so tauchen wir ein in das Universum von Unterkaltenkirchen. Die schwerhörige Oma grantelt, kocht bayrisch wie eine Göttin und liebt die Schnäppchenjagd. Der Vater trauert immer noch um seine lange verstorbene Frau und baut hinterm Schuppen sein eigenes Marihuana zur Trauerbewältigung an. Und dann sind da noch besuchsweise Leopold, Franz´ Bruder, und dessen thailändische Mädchenfrau Panida, Urheber der unwillkommenen Leopoldisierung. Der Franz im Besuchsfall nur entgehen kann, indem er seine Hunderunde mit dem Ludwig dreht. Ich habe den ersten Roman um den Franz Eberhofer nicht gelesen, hatte aber keine Schwierigkeiten, in dessen ganz eigene Welt hinein zu finden.

 

Die Krimihandlung um den Schulrektor Höpfl, mutmaßlich von eigener Hand gestorben, wenn auch unter Umständen, die dem Franz seltsam vorkommen, entwickelt sich langsam, aber kontinuierlich. Erstmal gibt es kaum Anhaltspunkte für ein Verbrechen, und es ist eher seiner Berufslangeweile geschuldet als harten Fakten, dass der Franz Nachforschungen anstellt.  Eher beiläufig wird dieser Fall aufgeklärt, allerdings nicht ohne dramatischen Showdown.

 Die Krimihandlung ist aber eher Nebensache und nicht das, was mir an dem Roman von Rita Falk solchen Spaß gemacht hat; gute Krimiplots gibt es viele. Es waren die Charaktere, typisch, aber nicht klischeehaft, und der Stil der Autorin. Der Text ist ein sprachliches Schmankerl; mit lakonischen Sätzen in einem trügerisch einfachen Stil verfasst und unwiderstehlich komisch. Das muss der Autorin erst einmal einer nachmachen, wie sie bayrisch schreibt, ohne nervigen Dialekt zu verwenden. Das funktioniert eher durch Rhythmus, Klang und Syntax; trotzdem ist es eindeutig ein Bayer, der hier in der Ichform seine Geschichte erzählt. Die wenigen bayrischen Vokabeln kann man in einem kleinen Glossar am Ende des Buches nachschlagen, wie auch die wichtigsten Rezepte der Oma, die im Roman erwähnt werden. Und auch dieser Anhang ist so typisch Franz, dass man sich das Grinsen nicht verkneifen kann.

 

Ein leichter Lesegenuss und im Genre der Regionalkrimis schon etwas Besonderes. Wer skurrile Charaktere und trockenen Humor  zu schätzen weiß, der kommt hier akkurat auf seine Kosten.

 

Einwandfrei!