Dankbar sein!

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„Haben Sie sich schon mal gefragt, wie viele Male im Leben Sie wirklich Danke gesagt haben ? Ein wahres Danke.“

Wie der Titel von Delphine de Vigans neuem Roman„Dankbarkeiten“ bereits vermuten lässt, geht es in ihrem Buch um das Thema Dankbarkeit. Mischka eine ältere Dame steht am Anfang einer schweren Demenzerkrankung. Zunächst kann sie noch zu Hause leben, dort wird sie von ihrem Ziehkind Marie gepflegt, die Mischka mehr oder weniger unter ihre Fittiche genommen, da sie in schwierigen häuslichen Verhältnissen lebte. Mischka fällt es immer schwerer die richtigen Worte zu finden, sie leidet zunehmend unter einer Wortfindungsstörung. So wird aus "Danke" ein "Dante" oder aus einem "Ok" ein "Oje".

Mischka kann nicht mehr alleine zu Hause bleiben und muss in ein Pflegeheim, dort lernt sie den Logopäden Jérôme kenn. Er macht mit ihr zweimal die Woche Sprachübungen, um den Verlauf der Krankheit zu verlangsamen. Mischka merkt, dass es ihr immer schlechter geht und dass sich ihr Leben dem Ende zuneigt. Sie bittet Marie eine Zeitungsanzeige aufzugeben, um das Ehepaar zu finden, welches sie während des Zweiten Weltkriegs versteckt gehalten hat. Marie wird während dessen schwanger und kann Mischka deshalb nicht mehr so oft besuchen. Somit wird Jérôme immer mehr die einzige Bezugsperson von Mischka. Letztendlich ist es Jérôme der das Ehepaar findet und Mischka davon erzählt.

Erzählt wird die Geschichte von Mischka aus den Perspektiven von Jérôme und Marie, somit schafft es Delphine de Vigan die Geschichte glaubwürdig und vor allem nachfühlbar zu erzählen. Zunächst dachte ich das Erzählte driftet in eine kitschige Liebesgeschichte ab, was es zum Glück dann doch nicht tat. Denn das hätte die Stimmung der ganzen Geschichte zerstört. Das Gegenteil ist jedoch der Fall: Delphine de Vigan schafft es ein mitreißenden und sehr gefühlvollen Roman zu schreiben.

So bleibt die Frage: Haben wir nicht alle die Frage im Hinterkopf, ob wir immer aufrichtig gedankt haben, ob wir unsern Eltern, Großeltern oder wem auch immer gesagt haben, was wir für Sie fühlen, dass wir ihre Gegenwart zu schätzen wissen, was wir ihnen zu verdanken haben. Vielleicht sollten wir öfer über die unsichtbare Barriere steigen und den Menschen die wir lieben oder mögen öfter mal sagen, was wir für sie empfinden und ihnen Danke sagen.

Delphine de Vigan hat mit „Dankbarkeiten“ ein einfühlsames, berührendes und sehr zartes Buch geschrieben.
Eine klare Leseempfehlung!