Einfühlsam aber nicht besonders

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sternenmeer Avatar

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"Dankbarkeiten" ist ein ruhiges Buch. Die Story mäandert über viele Seiten daher und ich fand sie weder spannend, noch besonders mitreißend.
Dennoch ist es ein recht schönes Buch, denn es zeigt auf einfühlsame Weise, was es heißt zu altern ohne dabei das Glück der Gesundheit auf der eigenen Seite zu wissen.

"Alt werden heißt verlieren lernen". (Seite 123)

Drei Figuren begleiten den Leser durch das Buch.
Michka, die alte Dame, der die Worte nach und nach abhanden kommen, die schließlich nicht mehr alleine leben kann und in ein Pflegeheim zieht.
Marie, die sich wie eine Tochter um Michka kümmert, die ihr viel (vielleicht sogar ihr Leben) zu verdanken hat.
Jerome, der sich als Logopäde im Heim hingebungsvoll mit der Dame beschäftigt, ihr so lange es geht den Wortschatz bewahren will.

Die Story ist recht schön. Die Sprache der Figuren ist es auch.

Gewöhnungsbedürftig sind die Sätze, die Michka aufgrund ihrer Erkrankung zusammenstellt. Worte werden durch ähnlich klingende ersetzt, Gesagtes wird lustig.

"Dankbarkeiten" ist kein besonderes Buch. Den Figuren hätte etwas mehr Persönlichkeit gut getan. Emotional kratzen sie, wie ich finde, an der Oberfläche. Vielleicht, weil die Dialoge nicht mehr abbilden können.

Dennoch ist es eine gute Lektüre, aber eben nicht das beste Buch von Delphine de Vigan.