Hochemotional

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Als Michka bemerkt, dass sie immer größere Schwierigkeiten hat die richtigen Worte zu finden, bricht für sie eine Welt zusammen. Sie, die beruflich mit Sprache gearbeitet hat, scheint zunehmend die Kontrolle über ihren Wortschatz zu verlieren. Damit einher geht auch die Angst vor umfassenderem Kontrollverlust und es plagen sie Albträume. Da langsam auch körperliche Beeinträchtigungen dazu kommen, steht der Umzug in ein Altenheim bevor. Begleitet wird Michka auf diesem Weg von Marie, einer jungen Frau, zu der sie eine sehr innige Beziehung hat.

Delphine de Vigan erzählt in „Dankbarkeiten“ sehr emotional von dem, was im Leben eigentlich zählt: Zuneigung, Mitgefühl und Dankbarkeit.

Wer denkt, dass sich das Buch lediglich mit dem Sprachverlust einer alten Dame beschäftigt, hat weit gefehlt. Zwar ist der Ausgangspunkt Michkas Kontrollverlust, doch man erfährt in den Gesprächen mit Marie und dem Logopäden einiges über ihr bewegtes Leben. Und obwohl Michka nicht mehr alles so ausdrücken kann, wie sie es möchte, wird in den Gesprächen klar, welch wacher Geist noch in ihr steckt und wie positiv sie auch weiterhin ihr soziales Umfeld beeinflusst.

Ich war von dem Buch begeistert und emotional total berührt. Am Anfang war ich stutzig, weil im Text nur einige wenige Worte nicht passten. Das waren die ersten Anzeichen für Michkas Verlust, beim ersten völlig falschen Wort dachte ich noch an einen Fehler.
Delphine de Vigan schafft es auf sehr wenigen Seiten ihre Figuren sehr klar zu zeichnen, obwohl man nur ganz kleine Ausschnitte ihres Lebens und ihrer Persönlichkeit präsentiert bekommt.
Man fühlt sich etwas zerrissen, zwischen der Traurigkeit und der Lebensfreude, denn obwohl das Buch wirklich sehr traurig ist, beinhaltet es auch unglaublich viel Hoffnung und bestärkt darin, niemals aufzugeben. Michka schafft es, trotz aller Schwierigkeiten bis zum Schluss eine gewisse Eigenständigkeit zu behalten und tritt ihrem Schicksal mit Würde entgegen.

„Dankbarkeiten“ von Delphine de Vigan hat mich von der ersten Seite an gefesselt, sodass ich es kaum aus der Hand legen konnte. In den letzten Monaten hat es kaum ein Buch geschafft, mich so tief zu berühren, wie es dieses hier getan hat. Ich kann das Buch wirklich nur jedem ans Herz legen und es wird einen besonderen Platz in meinem Herzen und Bücherregal bekommen.