Michka sucht

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Michka sucht. In ihren Erinnerungen, nach Dingen, die sie verlegt hat. Doch was sie in Wirklichkeit verliert, sind Worte. Nach und nach ersetzt sie diese durch ähnlich klingende. Als die alte Dame nicht mehr in der Lage ist, ihren Alltag alleine zu bewältigen, kümmert sich Marie um einen Platz im Seniorenheim für Michka. Doch dort vermisst Michka ihre Eigenständigkeit, findet sich nicht zurecht. Trotz der Unterstützung von Marie und dem Logopäden Jerome verliert Michka immer mehr den Bezug zum Leben. Ein großen Wunsch hat sie noch: das Ehepaar zu finden, dem sie als Kind ihr Leben zu verdanken hat.
„Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie oft Sie am Tag Danke sagen? Danke für das Salz, für die aufgehaltene Tür, für die Auskunft.“
Danke zu sagen für die kleinen alltäglichen Dinge, das geht uns oft sehr leicht von den Lippen. Tiefe ehrliche verbunden Dankbarkeit auszusprechen, den Menschen gegenüber, die für uns da sind, in der Not, in Zeiten der Angst, Dunkelheit und Einsamkeit, dankbar sein gegenüber denjenigen die unser Leben retten, dankbar sein dem Leben selbst gegenüber. Ein großes Thema, das die französische Autorin Delphine de Vigan so sensibel und stark zugleich in die Hand nimmt. Die französische Autorin legt Schonungslosigkeit und Barmherzigkeit gleichermaßen uns ans Herz.
Michkas Suche nach Worten, ihre fortschreitende Paraphasie rührt zutiefst. Es ist nicht nur der Verlust der Sprache, sondern auch der Verlust der Selbstbestimmtheit im Alter, der Michka immer mehr zum Verschwinden bringt. Nur mehr in ihren (Alp)träumen lehnt sie sich dagegen auf: „Wir brauchen nur das Gefühl, wir seine noch ein bisschen frei, denn sonst: Wozu das alles?“
Wenn die Sprache verloren geht, was bleibt uns dann? Wertschätzung, Liebe, Zuneigung, Berührung. Dankbarkeit.