Sehr berührend

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marialein Avatar

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Michka war immer stolz auf ihre Unabhängigkeit, auch im hohen Alter. Doch es kommt der Tag, an dem sie sich eingestehen muss, dass sie nicht mehr allein zurechtkommt. Sie bewegt sich unsicher und stürzt immer häufiger. Doch noch schlimmer ist es für sie, dass sie die Sprache verliert. Sie findet nicht mehr die richtigen Wörter, verwendet stattdessen andere. Sie befürchtet, schon bald nicht mehr das ausdrücken zu können, was ihr wirklich am Herzen liegt.

Was sie unbedingt noch loswerden will, ehe sie dazu nicht mehr in der Lage ist, ist tiefe Dankbarkeit. Ein junges Ehepaar hatte sie damals als junges jüdisches Mädchen aufgenommen und vor den Nazis versteckt. Dafür ist sie ihnen zutiefst dankbar und sie versucht, Kontakt mit den Leuten aufzunehmen. Das war ihr in der Vergangenheit nicht gelungen. Doch nun will sie einen neuen Versuch wagen.

Dabei unterstützen sie Marie, der Michka in der Vergangenheit ebenfalls sehr geholfen hat, sowie Michkas Logopäde Jérôme, der einen Narren an der alten Dame gefressen hat.

Die Geschichte ist sehr einfühlsam erzählt und macht mit Michkas falsch gewählten Worten, die auch nur selten korrigiert werden, direkten Eindruck auf den Leser. Man kann ihre Hilflosigkeit gut nachvollziehen. Allerdings finde ich es etwas unrealistisch, dass Michka es all die Jahre nicht geschafft hat, Kontakt mit ihren ehemaligen Wohltätern aufzunehmen und sich das ganze Unterfangen letztendlich doch als so einfach herausstellt… Irgendwie war die ganze Sache, die ihr doch angeblich so viel bedeutet, dann doch sehr schnell und „nebenbei“ erledigt.

Abgesehen von diesem Makel ist „Dankbarkeiten“ aber immer noch ein sehr zu Herzen gehender, gut erzählter Roman über das Altern, Hilfsbereitschaft und natürlich darüber, wie wichtig es sein kann, Dante… äh Danke zu sagen.