Fast atemlos

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krimielse Avatar

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Der Beginn der Buches nimmt die Ereignisse am Geschichte vorweg, sehr eindringlich aber ohne unnötig gewalttätige und blutige Details beschreibt die Autorin den gewaltsamen und grauenvollen Tod zweier Kinder in einer Pariser Wohnung. Fast reportagenhaft, mit Abstand zum Geschehen benutzt sie dabei eine knappe pragmatisch angehauchte Sprache, die mein Lesen klar macht, warum Lëila Slimani zu den aufregendsten Stimmen der französischen Literatur zählt.
Der eigentliche Beginn der Geschichte, bei dem ein recht typisch erscheinendes junges Pariser Paar auf der Suche nach einen Nany ist, schafft beim Lesen sehr subtil und unterschwellig Unbehagen, und das nicht weil man das schlimme Ende kennt, sondern weil sprachlich und stilistisch sehr geschickt immer der Abgrund am Rande der heilen Welt sichtbar ist. Mitten im Alltag scheinen die beiden Protagonisten Myriam und Paul nicht zu merken, wie nahe sie sich an kleinen und großen Katastrophen befinden, obwohl sie ein augenscheinlich perfektes Familienleben mit zwei kleinen Kindern führen.
In unglaublich temporeicher Manier, jedoch ohne die nägelkauende Spannung jagt Slimani den Leser klug und sehr bewusst durch das Geschehen, man fühlt sich einerseits atemlos, andererseits von ihr geleitet und geführt, darf nach Details rechts und links blicken, ohne dabei den Faden zu verlieren. Ein großartiger Start, der mich zwingt, das Buch weiter zu lesen.