Liebe, heißer als ein Hochofen?

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schlumbergera Avatar

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Die Geschichte beginnt sehr idyllisch. Desmond, der schrullige Postbote, wird sehr ausführlich und auf eine gemächliche Art beschrieben, welche aber schon eine Gänsehaut beim Lesen macht, denn es ist gleich zu Anfang klar, dass er irgendeine furchtbare Entdeckung machen wird. Man hat beim Lesen schon ein ungutes Gefühl, genau wie Desmond, wenn er am Haus von Mrs. Walsh vorbei geht. Dies alles wird sehr bildhaft beschrieben, man fühlt sich richtig mit Desmond auf seinem Weg unterwegs.

Mrs. Walsh wird als geheimnisvolle Frau eingeführt, dass sie mit den folgenden Geschehnissen zu tun haben muss, ist von Anfang an klar. Aber was dann kommt, ist wirklich grauenerregend. Drei Tote in einem Haus, zwei davon auf schlimmste Weise gefangen gehalten, misshandelt und langsam vergiftet. Wieviel Hass muss sich für so ein Verhalten angestaut haben? Was steckt dahinter? Es muss eine lange Geschichte sein, die in der Vergangenheit angesiedelt ist. Familiengeheimnisse aus der Vergangenheit faszinieren mich immer, ich grübele beim Lesen, was wohl "die ganze Geschichte" sein mag. Wie kommt eine normale Frau - ich setze mal voraus, dass Mrs. Walsh nicht als Gefängniswärterin auf die Welt kam, sondern irgendwie dazu gemacht wurde - dazu, ihre Nichten zu fesseln, gefangen zu halten und auf heimtückische Weise zu töten? Die Art des Verbrechens deutet ja auch noch darauf hin, dass sich Mrs. Walsh an der Not der beiden Mädchen geweidet und sie genossen hat.

Die geheimnisvolle vierte Person bzw. der/die dritte Gefangene ist mysteriös, warum hat er/sie nach der Flucht nicht die Polizei oder irgendwelche Behörden verständigt? Wie weit war er/sie an der Sache beteiligt? Oder gibt es noch weitere Beteiligte, die nun durch den geflohenen Gefangenen in Gefahr sind? Ich vermute, dass es noch weitere Tote geben wird, denn die beiden Mädchen werden sicher auf irgendeine Weise gerächt werden. Das verspricht Spannung.

Zynisch ist allerdings die Beschreibung der "Hexenjagd", die auf den armen Postboten eröffnet wird. Dass er durch die Entdeckung der Toten und die Schuldgefühle, nicht früher irgendeinen Verdacht geschöpft zu haben, seelisch zerstört ist, ist nachvollziehbar. Dass aber seine Schrullen als Perversitäten gelten, ist hart. Aber so ist das Leben im Dorf. Auch dass sich die Presse schnell den "frischeren" Morden zuwendet, entspricht unserer zynischen Realität.

Mir hat diese Leseprobe ganz außerordentlich gefallen. Sie ist spannend und ich möchte auf jeden Fall wissen, wie es weiter geht - und welche Liebe, die heißer brennt als ein Hochofen, zu solchen Verbrechen führen kann.

Grüße von Annabas ![](http://www.vorablesen.de/modules/fckeditor/fckeditor/editor/images/smiley/msn/regular_smile.gif)