Die Schöne und ihr hässlicher Sohn

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marcialoup Avatar

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Ein kurzweiliges Buch mit gar nicht mal so vielen Seiten, auf denen doch so viel passiert, so dicht und intensiv geschrieben...

Die schöne Mutter und ihr hässlicher Sohn … Darwyne.
Darwyne, das Dschungelkind mit leichter Behinderung, das sich der Natur näher fühlt als den Menschen;
Darwyne, der die Sozialarbeiterin Mathurine vor große Herausforderungen stellt;
Darwyne, der seine unzähligen Stiefväter hasst;
Darwyne, dessen größter Traum es ist, von seiner Mutter geliebt zu werden und dafür macht er alles… abgrundtief alles!
Er lebt mit seiner Mutter in einem kleinen, sehr ärmlichen Dorf am Hang, in einem heruntergekommenen Unterstand, der als Zimmer dient.
Die wechselnden Liebhaber der Mutter stehlen in Darwyne's Augen Zeit, die er gern selbst mit seiner Mutter verbringen möchte und nicht nur dafür hasst er sie.
Darwyne erfährt körperliche Gewalt von den Stiefvätern und psychische Grausamkeiten durch die Mutter, denen er hörig verfällt, weil er dadurch Liebe erhofft.
Die Sozialarbeiterin Mathurine schafft über viele Umwege, sich Darwyne zu nähern, um dem Verdacht der Kindesmisshandlung nachzugehen. Auf einer fast mystischen Ebene erhält sie Zugang zu Darwyne.

Ein Cover in Dunkel- und Grüntönen schafft die Atmosphäre des Buchinhalts und präsentiert Darwyne’s Dschungel mit haptisch hervorgehobenen Wurzeln eines großen Baumes und einer exotischen Echse.

Mit wenigen aber sehr detailgenauen Worten erzeugt der Autor Colin Niel tiefe, nahegehende und aufwühlende Bilder in einigen grausamen Szenarien, die nicht durch derbe Wortwahl sondern durch Erschaffung von bedrückender Atmosphäre entstehen, und wir Lesenden können Schmerz, Dreck und Armut miterleben.
Die Charaktere sind einerseits klar gezeichnet, ihr tiefes Inneres bleibt jedoch ungreifbar, aber spürbar, was die Geschichte dadurch sehr intensiv macht.
Bedrückende, verstörende Eindrücke schwelen in düsterem Licht und ziehen uns sogartig hinein.
Ein krasses Ende lässt die Lesenden mit schalem Beigeschmack zurück.

Ein Thriller ist es in meinen Augen nicht, aber man braucht hier doch starke Nerven und hinterher einen ganz leichten, fröhlichen Sommer-Roman…