Dschungelkind

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murksy Avatar

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Darwyne lebt mit seiner Mutter und wechselnden Männern in einem Slum am Rande des Amazonas. Der Junge lebt meistens in seiner eigenen Welt, ist in sich gekehrt. Eine leichte Gehbehinderung erleichtert ihm sein Leben nicht gerade. Seine unendliche Liebe zu seiner Mutter lässt in den Alltag in der ärmlichen Unterkunft und den ihn überfordernde Schulalltag ertragen. Eine Sozialarbeiterin, die durch einen anonymen Anruf alarmiert wurde, soll eine Sozialevaluation durchführen. Zunächst scheint sie keinen Draht zu dem Jungen zu finden. Die Mutter scheint ihr Bestes zu geben, um den Haushalt am Laufen zu halten. Die Schwester hat den Absprung aus dem Slum bereits geschafft. Einzig beim Thema Wald scheint der Junge zugänglicher zu werden. Langsam kommt die Sozialarbeiterin dem Jungen näher, der Dschungel ist das verbindende Element. Doch hinter der scheinbaren Alltagsgeschichte der Familie zeichnet sich ein anderes Bild ab.
Der Roman, den ich weniger als Thriller bezeichnen will, beginnt als Gesellschaftsstudie. Man erlebt als Leser die Unausweichlichkeit des Slums, die ärmlichen Verhältnisse und ein Kind, das mehr als ein Geheimnis in sich trägt. Das Buch baut gemächlich auf, führt den Leser an die Personen ran und baut langsam aber sicher ein mulmiges Gefühl auf, ein Grauen vor dem, was die Geschichte immer öfter andeutet. Leser, die psychische und körperliche Gewalt an Kindern nicht in Büchern finden wollen, sollten dieses Werk meiden. Wer allerdings eine klug erzählte, mystische und mysteriöse, teilweise fantasiebezogene Welt entdecken will, die unserer so fern scheint, findet hier einen großartigen Roman. Packend, fesselnd, düster, fantastisch und immer geheimnisvoll werden sozialkritische Themen genauso eingebracht, wie unser gestörtes Verhältnis zur Natur, die uns manchmal sogar Angst macht. Den Lesefluss habe ich nur unterbrochen, um die exotischen Tiere nachzuschlagen, die im Buch mannigfaltig Erwähnung finden.
Das Buch lässt nachdenken, aber auch vor Entsetzen durchatmen. Bestimmt keine leichte Kost, aber ein lesenswertes, intelligentes Buch über Natur, Familie, Gewalt und auch die Hoffnung, dass es mehr gibt, als wir zu sehen bereit sind.

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