Fesselndes Buch über ein besonderes Kind

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Die Sozialarbeiterin Mathurine evaluiert den Fall des zehnjährigen Darwyne, der mit seiner Mutter in ärmlichen Verhältnissen in Französisch-Guyana lebt. Der kleine Junge hat eine Beinfehlstellung und redet nicht viel, wodurch er als Außenseiter wahrgenommen wird. Er liebt den Dschungel und zieht sich darin zurück, wenn er seiner Mutter und den wechselnden Stiefvätern entkommen will.

Die Beschreibungen der Natur, der Lebensverhältnisse und der Personen sind sehr intensiv. Ich konnte mir die Hütte und den Dschungel mit seinen vielen Geräuschen sehr lebhaft vorstellen. Der Autor schildert die Gedanken und Handlungen der Figuren sehr nachvollziehbar, was im Falle mancher Personen auch sehr erschreckend ist. Über allem schwebt das Mysterium des Dschungels und die Fähigkeit Darwynes, sich darin komplett lautlos und behände bewegen zu können, als wäre er Teil des Systems.

Das Buch ist im engeren Sinne eigentlich kein Thriller. Ich würde es eher als gesellschaftskritische Auseinandersetzung mit verschiedenen Themen wie Ausgrenzung wegen körperlicher Beeinträchtigung, katastrophale Lebensbedingungen für Eingewanderte und Gewalt in der Familie sehen. Der Autor berichtet aus der Sicht der handelnden Figuren. Durch die fehlende Erzähler-Perspektive wird daher nicht gewertet. Viele Aspekte der Handlung bleiben so der Interpretation der Lesenden überlassen. Das gilt auch für das Ende, bei dem offen bleibt, wer letztlich wieviel Anteil am Geschehen hatte.