Kein klassicher Thriller, sondern subtiler Horror!

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
thirteentwoseven Avatar

Von

Das Buch "Darwyne" von Colin Niel startet langsam. Von Thriller ist erstmal keine Spur. Dass da aber noch etwas kommt, verrät nicht nur der Klappentext, sondern auch das Ungesagte und Angedeutete, was schon bald mitschwingt. Und das hat es in sich.

Was ist mit den 7 Stiefvätern von Darwyne passiert, die alle nacheinander spurlos verschwunden sind? Hat der kleine unscheinbare Junge mit den verkrüppelten Füßen etwas mit ihrem Verschwinden zu tun? Der Junge birgt ein großes Geheimnis. Neben der abgöttischen Liebe zu seiner Mutter geht er ganz in der Natur des Amazondschungel auf, scheint mit Flora und Fauna zu kommunizieren wie ein Tier.

Von seiner Mutter und Familie wird er abschätzig das kleine Opposum genannt. Was in der Familie wirklich passiert, wird erst ganz langsam offenbar, als sich eine Sozialarbeiterin einschaltet. Sie spürt gleich eine enge Verbindung zu dem ungewöhnlichen Kind. Immer mehr wird klar, in der Familie lebt ein Monster. Und auch wenn zunächst kein Blut fließt, sind psychische Qual und Folter sadistisch hoch zehn.
Das mitzuverfolgen ließ mich mehr erschaudern als die Brutalität und Gewalt herkömmlicher Thriller. Ich habe lange nicht mehr so etwas Grausames gelesen, ohne dass physische Gewalt ausgeübt wurde.
Der Autor ist ein Meister der indirekten Spannung und überlässt vieles der Fantasie des Lesers. Mit zunehmendem Tempo steuert das Buch dabei auf einen apokalyptischen Höhepunkt zu.

Gepackt hat mich das Buch aber nicht nur wegen der ungewöhnlichen Geschichte Darwyns. Der Roman enthält viele sozialpolitische,ökologische und sogar religionskritische Aspekte. Er schildert die harte Lebenswirklichkeit Geflüchteter ohne Aufenthaltsgenehmigung. Sie leben notgedrungen in Slums, die sich immer mehr in den Dschungel fressen, und das natürliche Ökosystem zerstören. Verzweifelt versuchen sie sich einen letzten Rest von Menschlichkeit zu wahren. Auch die Schilderung der Tier- und Pflanzenwelt des Amazonsgebietes ist beeindruckend.

Fazit: Für mich ist das mal ein ganz anderer Thriller. Geheimnisvoll, mysteriös und mystisch. Ich bin begeistert!!!
Wer aber Fan klassischer Thriller wie z. B. von Jussi Adler Olsen ist, der sollte lieber seine Finger von dem Buch lassen.