Herkunft und Zugehörigkeit

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dany_87 Avatar

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Der Roman "Das achte Kind" von Alem Grabovac hat mich absolut begeistert und mich auf eine spannende Reise mitgenommen.

Das Buch umfasst 256 Seiten und ist im Hanser Literturverlag als Hardcover erschienen. Die Geschichte unterteilt sich in drei Abschnitte, die vom Autor als Bücher bezeichnet werden.

Im ersten Teil "Das Buch Smilja" begleiten wir Alems Mutter, Smilja. Sie wurde 1949 in Maovice, einem kleinen Gebirgsdorf im kroatischen Hinterland, geboren. Sie wuchs ohne fließend Wasser, ohne Toilette in sehr ärmlichen Verhältnissen auf. Eines Tages schloss sie mit sich einen "Schokoladenschwur" ab, der zur treibenden Kraft wurde. Sie kam als Gastarbeiterin in eine Schokoladenfabrik nach Deutschland. Baute sich ganz allein, als junge Frau eine Existenz in einem ihr bis dahin unbekannten Land auf und wurde sehr jung Mutter.
Smilja war mir im ersten Abschnitt sehr sympatisch, ich habe sie für ihren Willen und ihre Stärke bewundert und mich dann leider den Rest des Buches häufiger gefragt: was ist aus dieser jungen Kämpferin geworden?

Im zweiten Teil "Das Buch Alem" begleiten wir nun als Alem und schauen ihm beim Aufwachsen zu. Smilja musste ihr Kind schon wenige Wochen nach der Geburt in eine Pflegefamilie abgeben. So wächst der Kleine in zwei völlig unterschiedlichen Welten heran. Unter der Woche in einer sehr deutschen Großfamilie mit sieben Geschwistern und noch weiteren Pflegekindern. Seine Leihmutter kümmert sich um ihn wie um ihre eigenen Kinder und man spürt beim Lesen die enge Bindung zwischen Alem und Marianne. Die Wochenenden verbringt Alem in der Großstadt bei seiner Mutter, wo das Leben ganz anders ist. Der Wohnraum ist beengt, man kümmert sich kaum umeinander, lebt nur nebeneinander her, es wird geraucht und getrunken.

Im letzten Abschnitt "Das Buch Emir" geht es um den leiblichen Vater von Alem. Wobei sich durch das ganze Buch die komplizierten Beziehungen von Alem zu seinen drei Vätern hindurchziehen. Der leibliche Vater, ein Kleinkrimineller, der sich nicht um seinen Sohn kümmert, der neue Freun der Mutter, der ihn schlägt und Robert, der Ziehvater, der ein verkappter Nazi ist und eigentlich gegen Ausländer ist - außer natürlich die Gastarbeiter, die in Deutschland arbeiten.

Der Roman schenkt dem Leser authentische Eindrücke in das Leben einer Gastarbeiterfamilie. Besonders mochte ich aber auch die Einblicke in das ehemalige Jugoslawien, den Krief zwischen Serbe und Kroaten und einer Gegend, die gar nicht so weit von Deutschland entfernt ist, über die ich aber so wenig weiß.
Besonders berührend fand ich aber auch die persönlichen Erinnerungen, des ganz normalen Aufwachsens von Arlem. Lieder und Bands, die eingesponnen wurden, Fernsehserien, die Campingurlaube in Italien...
Insgesamt eine absolute Leseempfehlung.